US-Zölle und Währungseffekte haben Siemens Healthineers im abgelaufenen Geschäftsjahr zu schaffen gemacht. Die Bilanz des Erlanger Medizintechnikunternehmens sieht trotzdem gut aus. Beim Umsatz legte der Konzern um etwa eine Milliarde Euro zu. Beim Gewinn ging es gar um elf Prozent rauf. Um die vollen Auftragsbücher abzuarbeiten, stellt das Unternehmen weiter ein. Die Jobs, die in der Autobranche wegfallen, kann die Medizintechnik-Branche aber nicht ansatzweise allein auffangen.
Trotz aller Widrigkeiten: Healthineers steigern Umsatz und Gewinn
Während die deutsche Wirtschaft weiter in der Krise steckt, legt Siemens Healthineers beim Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr eine Schippe darauf. Die Erlanger verbuchten eine Milliarde Euro mehr als im Vorjahr – in der Summe nun 23,4 Milliarden Euro. Den Gewinn steigerte der Konzern ebenfalls und knackte die Marke von zwei Milliarden Euro – ein Plus von elf Prozent. Gut liefen die Geschäfte vor allem im Bereich Bildgebung. Aber auch mit dem übernommenen Krebsspezialisten Varian machen die Erlanger gute Geschäfte. Selbst die lange kriselnde Diagnostik-Sparte scheint zurück in der Erfolgsspur.
US-Zölle und Währungseffekte
Trotzdem hätte die Bilanz noch besser ausfallen können. Währungseffekte machen sich ebenso bemerkbar, wie die US-Zölle. Die schlugen mit rund 200 Millionen Euro zu Buche, so Konzernchef Bernd Montag. Im kommenden Jahr gehen die Healthineers von einer ähnlichen Belastung aus, die sich dann allerdings über das volle Geschäftsjahr erstrecken dürfte. Mittelfristig rechnen die Erlanger aber damit, dass sie die US-Zölle komplett kompensieren können. Durch eine höhere Produktivität – vor allem aber durch Preissteigerungen.
Aktienkurs rauscht ab
Trotz der guten Bilanz ist der Aktienkurs der Healthineers am Mittwochmorgen gecrasht. Der Preis für das Wertpapier fiel zeitweise um knapp 14 Prozent. Der Hauptgrund: der vergleichsweise verhaltene Ausblick auf das kommende Geschäftsjahr. Siemens Healthineers rechnet zwar mit einem weiteren Umsatzwachstum von fünf bis sechs Prozent. Das Unternehmen geht allerdings nicht davon aus, dass das schwächelnde China-Geschäft zeitnah wieder in Schwung kommt. Dazu dürften die US-Zölle und Währungseffekte auch in 2026 auf Umsatz und Gewinn drücken. Für Unsicherheit sorgen außerdem anhaltende Spekulationen darüber, ob die Konzernmutter Siemens Aktien der Healthineers verkaufen und ihre Beteiligung an dem Erlanger Unternehmen verringern könnte. Eine Entscheidung dazu könnte es am kommenden Donnerstag (13.11.25) geben, wenn Siemens seine Jahresbilanz vorlegt.
Medizintechnik mit großem Job-Potential
Trotz dieser Herausforderungen gilt die Medizintechnik mit Blick auf den Arbeitsmarkt als Hoffnungsträger. Tatsächlich wuchs die Beschäftigung in der Branche zuletzt um etwa drei Prozent jährlich, sagt Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg. In Bayern liegt der jährliche Beschäftigungszuwachs der Branche gar bei fünf Prozent. Dennoch hinterlässt die Krise auch hier ihre Spuren. Laut Weber sei die Zahl der offenen Stellen hier zuletzt etwas zurückgegangen.
Aber: Medizintechnik allein reicht nicht
Obwohl die Medizintechnik eine Zukunftsbranche ist: allein kann sie es nicht richten. Laut Weber wächst der Bereich in Deutschland um etwa 2.000 Jobs pro Jahr. Man dürfe aber nicht vergessen, dass die Industrie derzeit um die 10.000 Arbeitsplätze verliert – und das jeden Monat, so Weber. Aber: zusammen mit anderen Wachstumsbranchen wie Erneuerbare Energien oder Verteidigung gebe es „durchaus Potenzial, auch für die Beschäftigung“. Um dieses Potenzial zu heben, brauche es aber gute Arbeitsmarktpolitik. Laut Weber müsse es die Rahmenbedingungen dafür geben, „dass wir Arbeitskräfte weiterentwickeln können in solche aufstrebende Bereiche“.

