Aaron ist 27 Jahre alt und arbeitet für die katholische Kirche – als Referent für Hochschulpastoral am Bistum Aachen. Hochschulpastoral ist die Präsenz der katholischen Kirche an Hochschulen und Universitäten. Sie richtet sich an Studierende, Lehrende und Mitarbeitende und möchte sie begleiten, unterstützen und miteinander ins Gespräch bringen, egal ob jemand religiös ist oder nicht. Aarons Aufgabe ist es, die verschiedenen Angebote und Einrichtungen zu koordinieren, zum Beispiel im Bereich Seelsorge, bei Freizeitangeboten, aber auch wenn es um finanzielle Unterstützung in Notsituationen geht.
Job zwischen Campus und Kirche
Insgesamt betreut er fünf pastorale Hochschuleinrichtungen. Im Dialog findet er heraus, ob und wie die Angebote ankommen und unterstützt bei möglichen Herausforderungen. Da nicht alle seiner Meetings an seinem direkten Arbeitsplatz im Bistum Aachen stattfinden, nutzt er regelmäßig sein Auto. Im Monat belaufen sich seine Ausgaben dafür insgesamt auf 172 Euro.
Außerdem bearbeitet Aaron Anträge auf finanzielle Unterstützung. Denn die katholische Kirche unterstützt Studierende in finanzieller Notlage mit Einmalzuschüssen, die nicht zurückgezahlt werden müssen. Die Anträge dafür landen auf dem Schreibtisch von Aaron, der diese Fälle prüft und mit einer Empfehlung an seinen Chef weitergibt.
Vom Lehramtsstudenten zum Referenten für Hochschulpastoral
Eigentlich wollte Aaron nach seinem Abitur 2017 Lehrer werden, machte einen Bachelor of Education in den Fächern Anglistik und Katholische Theologie. Im Anschluss begann er Lehramt im Master zu studieren. Noch während des Studiums machte ihn ein Freund auf die Stellenanzeige als Referent für Hochschulpastoral aufmerksam. Da Aaron selbst gläubiger Christ ist und die katholische Kirche als Arbeitgeber schätzt, entschied er sich für diesen Beruf. Die Kirche ist für ihn eine gute Arbeitgeberin, weil sie „nicht zum Ziel hat, eine super Bilanz zu haben, sondern sich einer Idee verschrieben hat“.
Da er anfangs parallel zu diesem neuen Job seine Masterarbeit fertigstellte, startete er mit rund 30 Arbeitsstunden pro Woche. Schon während dieser Phase merkte er, wie viel Freude ihm sein Job macht. Deutlich mehr, als seine Masterarbeit zu schreiben. Nachdem Aaron im Oktober dieses Jahres die Masterarbeit abgegeben hatte, erhöhte er seine Arbeitszeit.
Die Vergütung eines Hochschulseelsorgers:
Aarons Vergütung richtet sich nach der kirchlichen Arbeits- und Vergütungsordnung, kurz KAVO. Dort ist er in der EG12, Stufe 1 eingruppiert. Das Bistum Aachen regelt die Finanzierung mit einem eigenen Budget, das vom jeweiligen Hochschulzentrumsleiter verwaltet wird. Beihilfe zur Finanzierung leistet auch das Studentenwerk der KHG Aachen.
Vor der Abgabe seiner Masterarbeit verdiente Aaron 3.128 Euro brutto, das sind 2.230 Euro netto. Seit Kurzem liegt seine Arbeitszeit bei 39 Stunden pro Woche. Sein Bruttogehalt beläuft sich jetzt auf 4.170 Euro. Aaron selbst ist sehr zufrieden mit seinem Gehalt und seiner Stelle in der Hochschulpastoral: „Ich bin ein bisschen verknallt in meinen Beruf.“
Warum Hochschulpastoral?
Trotz der vielen Feiertage, Kirchen und Bräuche zeigt sich die deutsche Gesellschaft zunehmend atheistischer, also ungläubiger. Nach einer Civey-Umfrage bezeichneten sich im Herbst vergangenen Jahres rund 62 Prozent der Befragten als Atheistin oder Atheist. Gleichzeitig verliert die katholische Kirche kontinuierlich Mitglieder. Im vergangenen Jahr traten rund 322.000 Menschen aus der katholischen Kirche aus.
Was ist also das Ziel der katholischen Kirche, insbesondere an den Hochschulen? Die Erzdiözese München und Freising erklärt, die Präsenz der Kirche beteilige sich an Hochschulen am ethischen und wissenschaftlichen Diskurs; ihre Spiritualität werde durch die zahlreichen Hilfsangebote verkörpert. Die Hochschulgemeinden und die Hochschulpastoral „verkünden das Evangelium unter den Bedingungen der säkularen Lebenswelt der Hochschulen“, so die Erzdiözese auf ihrer Webseite.

