Sechs Millionen Mieterinnen und Mieter sind laut Deutschen Mieterbund (DMB) durch hohe Wohnkosten finanziell „extrem überlastet“. Sie müssen also mehr als 40 Prozent ihres verfügbaren Einkommens fürs Wohnen ausgeben.
Auch mittlere Einkommen inzwischen betroffen
Der DMB-Mietenreport listet nicht nur Haushalte mit einem ohnehin niedrigen Einkommen auf: alarmierend sei, dass auch „Nicht-Arme“ zunehmend betroffen seien. Bis 2020 habe es in dieser Gruppe nur wenige Fälle gegeben, die durch Wohnkosten extrem belastet waren. Der Anteil von Betroffenen mit mittleren Einkommen sei in den letzten Jahren um 121 Prozent gestiegen.
Keine Einigkeit über zielführende Gegenmaßnahmen
Die hohen Wohnkosten würden für immer mehr Menschen in Deutschland zum Armutsrisiko, heißt es im aktuellen Mietenreport. Mieterbund und auch Vermieter vom Eigentümerverband Haus & Grund fordern von der Bundesregierung, mehr zu tun, um die Wohnungskrise zu bekämpfen. Die Eigentümer fordern vor allem eine verstärkte Förderung des Wohnungsbaus.
Der Mieterbund denkt in erster Linie an Verbote wie eine scharfe Mietpreisbremse, eine strengere Regulierung von Kurzzeitvermietungen und einen besseren Kündigungsschutz. Das lehnt der Eigentümerverband Haus & Grund jedoch ab.
Zudem müsse laut Mieterbund der Bestand an Sozialwohnungen bis 2030 verdoppelt werden.
Haushaltseinkommen nach Umzug langfristig belastet
Vor allem in städtischen Gebieten steigt Haus & Grund zufolge mit jedem Umzug die Miete deutlich. In Großstädten müssten Mehrfamilienhaushalte im Schnitt mit 25 Prozent ihres Einkommens rechnen. In einigen ländlichen Regionen liege die Mietbelastung für Familien bei weniger als zehn Prozent des Haushaltseinkommens.
Für Alleinlebende in Metropolen steigt die Belastung auf mehr als 40 Prozent. Zur steigenden Mietbelastung zählten auch die höheren Wohnnebenkosten, insbesondere für Energie.
In seiner Studie „Bezahlbarkeit von Mieten 2025“ untersuchte der Eigentümerverband rund 400 Regionen in Deutschland. Wo es besonders teuer ist, tritt häufig der Lock-in-Effekt auf: Die Umzugsmobilität vieler Haushalte geht dann zurück.
Negative Auswirkungen für alle
Das äußert sich zum Beispiel darin, dass man es sich zweimal überlegt, ein neues Jobangebot anzunehmen, wenn damit ein Ortswechsel verbunden ist. Ein weiterer Effekt ist, dass Beschäftigte auf dem Weg zur Arbeit immer längere Anfahrten in Kauf nehmen, um nicht umziehen zu müssen und die alte Wohnung behalten zu können.
Gerade das hält das Münchener ifo Institut für Wirtschaftsforschung für sehr bedenklich. Großstädte könnten an Attraktivität verlieren, wenn Jobs unbesetzt. Das alles koste am Ende Wachstum und treffe damit die gesamte Wirtschaft. Ähnlich wie das ifo Institut fordert auch der Eigentümerverband Haus & Grund politische Maßnahmen, die das Wohnungsangebot stärken, damit mehr Immobilien auch für Mieter zur Verfügung stehen.
Preiswerter Wohnraum derzeit fast nur in Bestandsimmobilien
Weil die Zahl der Sozialwohnungen seit Jahren stark zurückgeht und nur noch sehr wenige neue Wohnungen mit Mietpreisbindung gebaut werden, fällt der Blick vor allem auf den Altbaubestand.
Der Haus- & Grund-Studie zufolge zahlen Familien für die Miete im Bestand 14,2 Prozent ihres Einkommens und nach einem Umzug 19,4 Prozent. Für Alleinlebende sind bei der Bestandsmiete bereits 19,6 Prozent und nach einer Neuvermietung dann 26,3 Prozent des verfügbaren Haushaltseinkommens.
Berlin an der Spitze beim Mietanstieg, gefolgt von München und Hamburg
Wer raus muss aus der alten Wohnung oder sich als Mieter selbst verändern will, muss laut ifo Institut innerhalb von Berlin mit einem Aufschlag von rund 70 Prozent rechnen. An zweiter Stelle bundesweit liegt München mit einem Mietaufschlag von 45 Prozent zwischen Bestand und Neuvermietung. In Hamburg macht das 37 Prozent aus.
Erste Anzeichen für geringeren Mietanstieg ab Ende 2025
Die Mietpreise sind in den vergangenen Jahren unentwegt weiter gestiegen. So waren in München im dritten Quartal durchschnittlich mehr als 20 Euro pro Quadratmeter zu zahlen. Gegenüber dem Vorjahr mit knapp 19 Euro pro Quadratmeter war das eine Steigerung von etwa sechs Prozent.
Ein solcher starker Mietanstieg wird für die nächsten Monate nicht mehr erwartet. Nach einer bundesweiten Auswertung von Angebotsmieten auf Internetportalen hat sich der Anstieg bereits im Oktober verlangsamt. Der Aufwärtstrend bleibt aber ungebrochen, weil es immer noch eine sehr hohe Nachfrage gibt.

