Die Polizei hat bei einer internationalen Razzia wegen Kreditkartenbetrug- und Geldwäsche am Dienstag auch Objekte in Bayern durchsucht. Wie es am Donnerstag auf BR-Anfrage bei der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz hieß, waren davon sieben Objekte in Bamberg und im Landkreis München betroffen. Gegen eine Person sei dabei ein Haftbefehl vollstreckt worden.
300 Millionen Euro in 193 Ländern erbeutet
Bei dem Fall geht es vor allem um einen großangelegten Kreditkartenbetrug. Über vier Millionen Menschen aus 193 Ländern seien dabei geschädigt worden, wie es heißt. Der Schaden soll sich auf mehr als 300 Millionen Euro belaufen.
Konkret hatte das Betrügernetzwerk in den Jahren 2016 bis 2021 mit gestohlenen Kreditkartendaten auf selbst eingerichteten Fake-Webseiten Abos abgeschlossen, um Abbuchungen gegenüber Zahlungsdienstleistern zu legitimieren. Das waren beispielsweise Streaming-, Dating- oder Unterhaltungsangebote.
Verbrecher buchen oft kleine Beträge ab
Meist wurden dann kleinere Beträge abgerechnet, die mit unverständlichen Verwendungszwecken versehen wurden. Offenbar hatten viele Kreditkarteninhaber diese Abbuchungen dann überlesen, nicht eindeutig zuordnen können oder auch nicht als falsch erkannt. Sie also nicht reklamiert. Verdient haben die Betrüger aber offenbar auch an den Reklamationen der Kreditkarteninhaber, wenn Rückabwicklungsgebühren fällig wurden.
Nicht bekannt ist aber offenbar, wer genau geschädigt wurde. Betroffene müssen nun selber handeln, um möglicherweise noch entschädigt zu werden. Das geschieht mit den bei der Razzia sichergestellten Beträgen – einer sogenannten Vermögensabschöpfung.
Wie stelle ich fest, ob ich Opfer der Kreditkartenbetrüger wurde?
Die Kreditkartenabrechnungen genau auf unberechtigte Abbuchungen prüfen. Ein deutlicher Hinweis darauf sind beispielsweise merkwürdige oder kryptische Verwendungszwecke. Auch sich wiederholende Abbuchungen, die nicht zugeordnet werden können, sind ein Anzeichen dafür. Wie auch im aktuellen Fall: Es handelt sich üblicherweise um kleinere Abbuchungen im zweistelligen Eurobereich. Die Hoffnung der Betrüger: Sie fallen in der Buchungs-Übersicht nicht so schnell auf. Das BKA hat eine Liste mit verdächtigen Verwendungszwecken (externer Link) in diesem Fall veröffentlicht.
So geht’s weiter, wenn Abbuchungen verdächtig sind
Sind ein oder mehrere Abrechnungs-Posten verdächtig, empfiehlt das BKA folgende Schritte:
- Informieren Sie umgehend Ihre Bank oder das Kreditkartenunternehmen. Dann wird ein Rückbelastungsverfahren eingeleitet.
- Lassen Sie schnellstmöglich Ihre Karte sperren. Zum Beispiel über den zentralen Sperr-Notruf 116 116. So können die Betrüger keine weiteren Beträge abbuchen.
- Für den aktuellen Fall dürften die Überweisungen allerdings bereits zu lange zurückliegen. Um in Fällen wie diesem eine Chance auf Entschädigung zu erhalten, bleibt nur die Möglichkeit, Anzeige zu erstatten. Damit haben Sie gegebenenfalls Anspruch auf einen Anteil an der Vermögensabschöpfung.

