Die Renten werden nächstes Jahr aller Voraussicht nach deutlich schneller steigen als die Preise: Die Bundesregierung erwartet eine Inflationsrate von 2,1 Prozent, die Renten könnten gleichzeitig um 3,7 bis 3,8 Prozent zulegen. Eine entsprechende Vorausberechnung, die in Grundzügen bereits Ende Oktober bekannt geworden war, bestätigt inzwischen auch die Spitze der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Bund.
Entwicklung: Renten folgen den Löhnen
Hinter dem Rentenplus steht ein gesetzlich festgelegter Mechanismus, der weiter gilt: Wenn die durchschnittlichen Löhne steigen, gehen auch die Renten nach oben. Allerdings schwächelt die Konjunktur, stellt Alexander Gunkel fest. Er ist Arbeitgebervertreter in der Selbstverwaltung der Deutschen Rentenversicherung Bund. Das Einnahme-Plus der Rentenkassen stehe deshalb auf wackeligen Füßen.
Um ihre Ausgaben zu decken, werden die Rentenkassen ihre Rücklagen abschmelzen müssen. Derzeit haben sie rund 1,4 Monatsausgaben zurückgelegt, in den kommenden Jahren wird die Reserve auf 0,3 Monatsausgaben sinken.
Rentenversicherung: Beiträge werden steigen
Um die steigenden Ausgaben zu decken, werden außerdem im Jahr 2028 die Beiträge zur Rentenversicherung wahrscheinlich spürbar steigen müssen. Die Finanzexperten der DRV sagen einen Anstieg von derzeit 18,6 Prozent auf dann 19,8 Prozent vom Bruttolohn voraus. Die Spitze der Rentenversicherung betont allerdings, dass das der erste Beitragssatz-Anstieg seit dann mehr als zwei Jahrzehnten sein wird.
Mitte der 1990er Jahre hatte der Beitragssatz bereits deutlich höher gelegen und war dann gesenkt worden. Alexander Gunkel, der in der DRV die Arbeitgeberverbände vertritt, will allerdings den erwarteten Anstieg nicht schönreden, denn auch Pflege- und Krankenversicherung würden ja deutlich teurer, betont er.
Entwicklung in den nächsten Jahren: Rentenniveau sinkt
Das Rentenniveau, also das rechnerische Verhältnis von Altersbezügen zu durchschnittlichen Löhnen , bleibt zunächst bei 48 Prozent. In den nächsten anderthalb Jahrzehnten dürfte es allerdings auf rund 46 Prozent sinken. Die DRV betont dabei: Ein geringeres Rentenniveau heiße nicht, dass die Renten sinken. Die geltende gesetzliche Vorschrift, dass die Zahlbeträge der Renten nicht sinken dürfen, besteht weiter. Vielmehr heißt ein sinkendes Rentenniveau: Auch die Altersbezüge steigen über die Jahre hinweg, aber sie steigen langsamer als die Löhne.
Viele Aufgaben für Rentenkommission
Die DRV pocht darauf, dass eine Kommission, die im Auftrag der Bundesregierung Vorschläge für eine Absicherung der Renten vorlegen soll, möglichst schnell Ergebnisse liefert. Anja Piel, Vertreterin der Gewerkschaften in der Renten-Selbstverwaltung, fordert: Es müsse dabei im Blick behalten werden, wie hoch die Absicherung der Menschen insgesamt ist. Neben der gesetzlichen Rente müsse vor allem auch die betriebliche Altersversorgung so gestärkt werden, dass sie bei möglichst vielen Menschen einen stabilen Beitrag zur finanziellen Absicherung im Alter leiste, so Piel.

