Rehabilitation soll Menschen helfen, wieder gesund zu werden. Das gelingt zwar nicht immer, aber oft: Das ist in der Medizin inzwischen gründlich erforscht. Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) Bund kann jetzt aber auch eine andere Frage beantworten: Lohnt sich das Geld, das in Reha fließt, auch für die Wirtschaft? Die Ergebnisse seien eindeutig, sagt die DRV-Direktorin Barbara Groß: „Ein investierter Euro in Reha hat einen Nutzen von fünf Euro für die Volkswirtschaft.“
Vergleichsgruppen belegen positiven Effekt
Um zu berechnen, ob sich Investitionen in Reha für die gesamte Wirtschaft lohnen, hat die DRV zwei Gruppen von Versicherten verglichen. Die eine Gruppe sind Menschen, die eine Reha beantragt und auch absolviert haben. Die andere Gruppe sind Menschen, die zwar eine Reha beantragt, aber nie angetreten haben.
Die entscheidende Frage im Anschluss: Wie viele Menschen waren zwei Jahre später beruflich tätig? Das Ergebnis ist eindeutig: Bei denen, die keine Reha-Maßnahme absolviert haben, lag die Wahrscheinlichkeit zwei Jahre später bei 62 Prozent. Bei denen, die eine Reha gemacht haben, lag die Beschäftigungswahrscheinlichkeit deutlich höher: Bei 75 Prozent.
Arbeit schafft Wohlstand
Wenn Menschen durch eine Reha arbeitsfähig bleiben oder wieder arbeitsfähig werden, schaffe das auf vielerlei Weise Wohlstand, von dem die gesamte Volkswirtschaft profitiert, erklärt die DRV-Direktorin Groß: Wer arbeitet, trägt zur Wertschöpfung bei. Und wer mit Arbeit Geld verdient, braucht keine Transferleistungen der Sozialkassen. So lasse sich ziemlich genau errechnen, was ein Euro, der in Reha fließt, an volkswirtschaftlichem Nutzen bringt. Je nach Rechenmodell ergebe sich ein in Geld bezifferbarer Nutzen von 4,62 bis 5,28 Euro je ausgegebenem Euro, also in jedem Fall rund fünf Euro, berichtet Groß.
Rechnung bestätigt frühere Schätzungen
Die Kalkulation, die die DRV Bund jetzt angestellt hat, bestätige Schätzungen aus früheren Jahren, erklärt die DRV-Direktorin. So hatte das Forschungsinstitut Prognos im Jahr 2009 Fachleute um eine Einschätzung gebeten. Für wie groß halten sie den in Geld bezifferbaren Nutzen von Reha. Im Mittel kam bei dieser Expertenbefragung ebenfalls das Verhältnis von einem investierten Euro zu fünf Euro volkswirtschaftlichem Ertrag heraus.
Rentenversicherung schreibt Versicherte an
Die DRV Bund sieht sich durch die Berechnungen darin bestärkt, ein Projekt voranzutreiben, das sie kürzlich gestartet hat. Die Rentenkasse schreibt Arbeitnehmer an, aus deren Versicherungsverlauf sich ablesen lässt, dass sie statistisch gesehen ein besonders hohes Risiko für eine Erwerbsminderung haben. Lange Zeiten mit Krankschreibungen beispielsweise seien ein Hinweis auf ein solches Risiko, erklärt die DRV-Direktorin Groß.
Solche Arbeitnehmer werden in dem Projekt darauf hingewiesen, dass sie von einer Reha-Maßnahme möglicherweise besonders profitieren könnten. Bei allen Reha-Maßnahmen werde aber weiterhin geprüft, ob die medizinischen Voraussetzungen gegeben sind, betont Groß.
Ausgaben gesetzlich gedeckelt
Die verschiedenen Bundesregierungen der vergangenen Jahre haben den Auftrag der Rentenkassen, Reha-Leistungen zu bezahlen, immer wieder bestärkt. Gleichzeitig hat die Politik allerdings einen sogenannten „Reha-Deckel“ beschlossen: Die Ausgaben dürfen eine bestimmte Obergrenze nicht überschreiten. Im Jahr 2023 lag das Budget bei knapp 7,7 Milliarden Euro. Tatsächlich ausgegeben haben die Rentenkassen rund 7,5 Milliarden Euro, sie haben das Budget also nicht ganz ausgeschöpft.
Die DRV-Direktorin Groß betont dabei, über die Bewilligungen werde „nicht nach Kassenlage, sondern nach medizinischer Notwendigkeit“ entschieden. Wenn in einzelnen Jahren das Reha-Budget nicht voll ausgeschöpft werde, würden die entsprechenden Mittel in anderen Jahren eingesetzt, falls es dann mehr Anträge gibt, die bewilligt werden können.

