Das gemeinsame Rechenzentrum von Nvidia und Telekom, das nach München kommen soll, sorgte für Schlagzeilen. Einen „Hammer-Coup“ nannte es Bayerns Digital-Minister Fabian Mehring (FW). Auch Google hat Investitionen in Deutschland und vor allem am Standort München angekündigt. Ein anderes großes KI-Rechenzentrum der Schwarz-Gruppe, dem Konzern hinter Lidl und Kaufland, kommt aber nicht nach Bayern, sondern wird in Brandenburg gebaut, auf 13 Hektar für elf Milliarden Euro.
2.000 Rechenzentren in Deutschland
Künstliche Intelligenz treibt das Wachstum und den Ausbau von Rechenzentren rasant voran. Laut dem Digitalverband Bitkom gibt es derzeit 2.000 Rechenzentren in Deutschland, von denen 15 Prozent reine Rechenzentren für KI sind. Bis 2030 soll der Anteil von KI-Rechenzentren an den deutschen Gesamtkapazitäten bei 40 Prozent liegen.
Rechenzentren: Bayern auf Platz zwei
Bei Rechenzentren ist Bayern laut Bitkom die Nummer zwei hinter Hessen – wobei Bayern Kapazitäten von 420 Megawatt hat und Hessen 1.110 Megawatt. Von dem Trend profitiert vor allem die Rhein-Main-Region. Im Großraum Frankfurt befindet sich der große Internetknoten DE-CIX. Über den gigantischen Datenaustauschpunkt können die Betreiber von Rechenzentren riesige Datenmengen ohne Verzögerung übertragen.
Beim Ausbau von Rechenzentren vor allem für KI bleiben Deutschland und Europa aber auch in den kommenden Jahren laut Bitkom weit abgeschlagen hinter den USA und China. Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) sagte nach einer Pressekonferenz am Montag, er sei sehr froh, dass Deutschland jetzt in die Puschen komme.
KI-Gigafactory nach Deutschland?
In Europa sollen mit finanzieller Unterstützung der EU an mehreren Standorten KI-Gigafactories entstehen, also Rechenzentren mit 100.000 oder mehr KI-Spezialchips (GPUs). Mehrere deutsche Bundesländer hätten gerne eine dieser Gigafactories. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) hofft, dass sich durch das Münchner Großprojekt von Nvidia und Telekom die Erfolgschancen für eine KI-Gigafactory in Bayern erhöhen könnten.
Standort Schweinfurt für KI-Gigafactory
Laut Wissenschaftsminister Blume liegt der Freistaat mit seiner Bewerbung sehr gut. Der Standort Schweinfurt wurde hierfür auserkoren: „Es hat sich herausgestellt, dass dieser Standort Schweinfurt für diese Überlegungen einer solchen Gigafactory sensationell gut geeignet ist, sowohl was die Stromversorgungslage angeht, als auch die Internetkonnektivität ist.“
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) wollte sich noch nicht festlegen, welche der Bewerbungen aus Deutschland die Bundesregierung unterstützt. „Es gibt Bewerbungen aus Bayern und aus Baden-Württemberg und aus Nordrhein-Westfalen, und es gibt Konsortien aus anderen Teilen Deutschlands“, sagte er nur.
„All in“ gehen bei Rechenzentren
Um den Anschluss weltweit nicht zu verlieren, fordert Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder bessere Rahmenbedingungen: „Beim Thema Rechenzentren müssen Bund und Länder ‚all in‘ gehen und die Investitionshürden radikal senken. Hier entscheidet sich, ob Deutschland zur Datenkolonie wird oder auch im digitalen Zeitalter ein souveränes Land bleibt.“ Der Verband fordert eine stabile und nachhaltige Stromversorgung und eine Vereinfachung, Digitalisierung und Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren.

