Dass über die Mütterrente so viel gestritten wird, liegt womöglich an einem etwas schräg gewählten Begriff und an einer willkürlich gesetzten Jahreszahl. So ist die Mütterrente gar keine eigene Rentenform, sondern sie steht einfach nur dafür, dass Frauen Kindererziehungszeiten bei der Rente gutgeschrieben bekommen.
Frauen erhalten für ihre Kinder, die vor 1992 geboren wurden, weniger Rentenpunkte als andere, deren Nachwuchs später zur Welt kam. Und diese Ungleichbehandlung gibt es nach wie vor. Aktuell gilt: Für Kinder, die vor 1992 geboren wurden, bekommt man 2,5 Rentenpunkte. Nach 1992 sind es drei.
Besonders die CSU kämpft für die Erhöhung
Die Bundesregierung will diese Schieflage beseitigen und auch älteren Frauen mit Kindern die gleiche finanzielle Unterstützung gewähren – eben die vollen drei Punkte. Eine Ungerechtigkeit zu beseitigen, dagegen gibt es erst einmal nicht viel einzuwenden. Allerdings kostet die Maßnahme viel Geld, Steuergeld, das momentan besonders knapp ist.
Vor allem die CSU will dennoch auf keinen Fall von der Erhöhung abrücken. Aus der Jungen Union und aus der Wirtschaft gibt es dagegen viel Widerstand. Dabei wird die Erhöhung der Mütterrente wahlweise als Belastung für die Wirtschaft oder die jüngere Generation gesehen.
Auch die Generation Y braucht die Mütterrente
Das politische Tauziehen droht, das Gesamtkonzept in Verruf zu bringen. Dabei leistet die Mütterrente auch in Zukunft einen wichtigen Beitrag zur Altersvorsorge der Frauen, wie Patricia Frericks erklärt. Sie ist Professorin für Soziologie und Ökonomie sozialer Dienste und Einrichtungen an der Universität Kassel. Frericks hat eine Studie zum Thema (externer Link) erstellen lassen. Eines der Ergebnisse: Die Mütterrente hilft selbst jüngeren Frauen bis zur Generation Y, den sogenannten Millennials.
Freriks und ihr Team haben mit der Studie gezeigt: Wenn die jüngere Generation die drei „Kinderpunkte“ nicht bekäme, hätten die Frauen ein viel größeres Rentenloch. Die Studie hat das für Frauen mit verschiedenen Berufsausbildungen mit und ohne akademischen Abschluss durchgerechnet. Dabei kam heraus, dass Mütter auch mehrjährige Kinder-Pausen mit Hilfe der Mütterrente noch aufholen können. Zeiten von zehn Jahren Job-Pause oder Teilzeit kann sich dagegen niemand mehr leisten, der oder die bei der Rente Abstriche verhindern will.
Was bringt die Mütterrente konkret?
Jede Frau kann sich zumindest in etwa ausrechnen, was ihr die zusätzlichen Punkte durch die Kinderbetreuung einbringen werden. Der Wert eines Punktes liegt derzeit bei 40,79 Euro. Das heißt, die jüngeren Generationen bekommen nach jetzigem Stand etwas über 122 Euro zusätzlich an monatlicher Rente, pro Kind. Frauen mit Kindern, die vor 1992 geboren worden sind, erhalten bislang einen halben Punkt weniger, macht monatlich etwas über 20 Euro weniger. Das soll nun aber ausgeglichen werden. Wobei diese 20 Euro alle Frauen bekommen, ob sie nun darauf angewiesen sind oder nicht.
Der Rentenexperte Johannes Geyer vom Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) spricht deshalb bei der geplanten Erhöhung von einer Gießkannenmaßnahme, die viel Geld koste und wenig zielgerichtet sei.
Komplette Abschaffung würde mehr Altersarmut verursachen
Manche Wirtschaftsexperten fordern, die Mütterrente komplett abzuschaffen. So weit würde Johannes Geyer auf keinen Fall gehen. Die Folge einer Abschaffung wäre seiner Ansicht nach ein drastischer Anstieg der Altersarmut bei Frauen. Außerdem würde die Abschaffung der zusätzlichen Rentenpunkte wahrscheinlich vor Gericht kaum bestehen.
Bei Grundsicherung wird Mütterrente aber abgezogen
Über die Erhöhung um einen halben Punkt ließe sich dagegen eher diskutieren, so Geyer. Die Maßnahme kostet den Steuerzahler laut DIW jährlich fünf Milliarden Euro. Doch der Nutzen ist bei 20 Euro begrenzt. Zumal dieses Geld diejenigen, die es am dringendsten bräuchten, gar nicht erreicht: Menschen, die Grundsicherung bekommen, wird die Mütterrente bei den staatlichen Zuwendungen nämlich wieder abgezogen.
Laut DIW-Forscher Geyer wären die fünf Milliarden Steuergeld anderswo besser investiert, vielleicht in der Forschung. Diese fünf Milliarden, sagt Geyer, „das ist mehr als das Budget der Max-Planck-Gesellschaft“.

