Der Bus- und Lkw-Hersteller MAN mit Hauptsitz in Allach bei München will sparen. Die Gewerkschaft IG Metall schlägt deshalb Alarm – und hat den Standort bei München schon sterben sehen. Ganz so schlimm kommt es nicht – dennoch ist die Gewerkschaft in großer Sorge.
Empörung bei Gewerkschaftlern
Bei der Pressekonferenz der bayerischen IG Metallführung waren harsche Sätze zu hören. Die Empörung der Gewerkschaftler wirkt nicht aufgesetzt. Man habe Vieles vorgeschlagen und Zugeständnisse angeboten, hieß es. Aber der MAN-Vorstand ließ sich nicht davon abbringen, etwa den Karosseriebau und die Fahrerhausausstattung für die neuen Trucks nach Krakau zu verlagern. Damit sei extrem viel Vertrauen verspielt worden, das die Belegschaft angeblich noch immer ins eigene Unternehmen setzt.
Mitarbeiter mit MAN-Tattoos
Horst Ott Bezirksleiter in Bayern erzählt davon, wie sehr sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen identifizieren. Er kenne Leute, die sich das Firmenlogo, den MAN-Löwen, auf den Arm tätowiert haben, aus Verbundenheit mit ihrer Firma. Die Führung um MAN-Chef Alexander Vlaskamp ist nun aber laut Ott gerade dabei, dieses Vertrauen der Belegschaft zu verspielen.
Vorwurf: CEO betreibt Subventions-Hopping
Worüber sich der IG-Metall-Mann besonders aufregt: Anscheinend hatte eine höhere Subvention den Ausschlag gegeben, Teile der Produktion nach Polen zu verlagern. „Wenn unternehmerische Entscheidungen darauf aufgebaut werden, wo ich mehr Fördergelder kriege, dann wird das der Rolle eines CEOs aus meiner Sicht nicht gerecht“, schimpft Ott über das „Fördergeld-Hopping“ des CEOs. Wie hoch die Subventionen für den Standort Krakau sind, kann die Gewerkschaft nicht beziffern. Sie wisse aber: MAN würde auch in Deutschland Fördergelder bekommen, doch die Gelder in Polen seien höher.
Auch die anderen Argumente der Führung, nämlich zu hohe Lohn- und Stromkosten, will die IG Metall nicht gelten lassen. Sybille Wankel von der IG Metall München verweist darauf, dass die Bundesregierung die Strompreise für die Industrie in Deutschland senken will. Bei den Lohnkosten seien die Unterschiede zugegebenermaßen da, aber es sei auch in Polen mit höheren Löhnen in den kommenden Jahren rechnen.
MAN- Führung schwenkte im Mai um
Eigentlich war es ganz gut gelaufen zwischen Unternehmen und Gewerkschaft. MAN schrieb wieder Gewinne, auch wenn die vom Mutter-Konzern Traton anvisierte Rendite von acht Prozent nicht erreicht wurde. Trotzdem war die Gewerkschaft davon ausgegangen, dass eine neue Produktionsplattform für den gesamten Konzern nach München kommt. Dann wären hier für die neuen Trucks Karosserien gebaut, Kabinen-Inneres ausgestattet und Lackierarbeiten ausgeführt worden. Im Mai aber wurde die oberste Gewerkschaftsführung informiert, dass diese Plattform nun doch nicht an den Hauptstandort München kommt.
Seitdem hat die Gewerkschaft versucht, die Entscheidung noch zu drehen. In der Zwischenzeit hat das Unternehmen Stellen offenbar nicht mehr so nachbesetzt, wie eigentlich in einem sogenannten Zukunftstarifvertrag ausgemacht war. Vor wenigen Tagen wurde der IG-Metall-Führung dann endgültig klar, dass sie die Geschäftsleitung nicht umstimmen konnte.
IG Metall rechnet anders als MAN
Unmittelbar vor der Pressekonferenz der IG-Metall an diesem Donnerstag gab die Unternehmens-Führung die Details ihres Plans bekannt: 2.300 Stellen sollen langfristig wegfallen, 1.300 davon in München und 400 in Nürnberg. 13.000 Beschäftigte sollen langfristig in Deutschland erhalten bleiben.
Die IG Metall zählt anders und kommt auf einen Abbau von 2.500 Jobs in München und 500 in Nürnberg. Die Gewerkschaft geht dabei noch von den ursprünglich abgemachten Belegschafts-Zahlen aus. Die Führung hat dagegen anscheinend schon eingesparte Stellen rausgerechnet, wenngleich aus Gewerkschaftssicht unrechtmäßig.
Gewerkschaft droht mit Kampf
Dass die Unternehmensführung angekündigt hat, alle deutschen Standorte zu erhalten, ist laut IG Metall nicht viel wert [externer Link]. Wenn in Polen der aller größte Teil produziert und in München eigentlich nur noch zusammengebaut wird, könnte auch diese Endmontage bald verschwinden, so die Sorge.
Die Gewerkschaftler fühlen sich nun hintergangen und abgekanzelt. Das alles sei auch ein Schlag ins Gesicht der Menschen, die sich für ihre MAN tagtäglich mit voller Kraft einsetzen würden, so Horst Ott. Er will das Management zur Rede stellen. Falls das nichts bringt, werden die gewerkschaftlichen Werkzeuge ausgepackt. „Welches wir dann einsetzen, hängt vom Gegenüber ab.“

