„Königin der Hörspiele“ heißt es im Titel der Biografie, die zum 80. Geburtstag von Heikedine Körting erscheint. Über 3.000 Hörspielproduktionen hat sie als Regisseurin betreut, darunter Klassiker wie „TKKG“ oder „Hanni und Nanni“. Berühmt ist sie aber vor allem für die „Die drei ???“, die meistverkaufte Hörspiel-Serie der Welt. Danach gefragt, ob es sie stolz mache, dass sie die Kindheit und Jugend unzähliger Menschen geprägt habe, antwortet sie bescheiden: „Das macht mich ein bisschen stolz, ja. Aber es macht mir insbesondere viel Spaß.“
Mit 80 Jahren noch bis zu 16 Stunden Arbeit pro Tag
Und Heikedine Körting produziert weiter, arbeitet auch heute noch bis zu 16 Stunden am Tag. Ob ihr das Alter nicht auch manchmal zu schaffen mache? „Ich kann immer noch sagen: Keine Kopfschmerzen, kein Knie, Rückenschmerzen oder sonst irgendetwas“, sagt sie – und ist dankbar dafür.
Heikedine Körting wuchs in Lübeck auf, studierte in Genf und Hamburg Jura und arbeitet bis heute auch als Juristin. Rechtsanwältin und Hörspielproduzentin – aus ihrer Sicht kein Gegensatz, sondern „eine wunderbare Kombination“: Denn bei Hörspielen muss man sich sehr oft mit juristischen Fragen – etwa zum Urheberrecht – auseinandersetzen. Ende der 1960er schrieb Körting für den Hörbuchverlag ihres Mannes, das bekannte Label Europa, ihr erstes Hörspiel-Manuskript. Damals war es nur ein Nebenjob zur Finanzierung ihres Studiums. In ihrer Kindheit und Jugend aber hatte sie Hörspiele bereits geliebt.
100.000 Geräusche, darunter 200 verschiedene Türen-Geräusche
Beim Europa-Label entdeckte sie dann auch ihre Leidenschaft fürs Hörspiel-Machen. Seit 1972 ist sie dort für den Bereich Hörspiel verantwortlich. Schnell wurde sie bekannt für den unverwechselbaren „Körting-Sound“: Bis heute werden die Geräusche analog und mit echten Geräuschquellen im Studio produziert.
Ob es angesichts der heutigen technischen Möglichkeiten den Aufwand wert ist? Ja, davon ist Körting überzeugt: „Ich meine, dass wir das Ergebnis, das wir so erzielen, sonst nicht erreichen würden.“ 100.000 eigene Geräusche hat die Regisseurin Heikedine Körting im Archiv des Labels Europa gesammelt. Darunter sind allein 200 verschiedene Geräusche von Türen. Auch mehrere Hunde waren beteiligt, um eine entsprechend große akustische Auswahl zu liefern. Allerdings hätten sie und ihr Team „inzwischen auch ganz hinten in der Ecke einen Computer“ stehen, verrät sie.
Hörspiele, die bis ins Erwachsenenalter nachklingen
Im Interview nach ihrer Lieblingsstimme gefragt, nennt sie den Papagei aus den „Drei ???“ – eine Rolle, die sie selbst innehatte. Und imitiert ihn sogleich: Es klingt täuschend echt und zeigt zugleich, wie wandelbar ihre Stimme ist. Bei den anderen Rollen fällt es ihr schwer, sich zu entscheiden. Es sei „ungerecht“, sagt sie: Sie liebe alle ihre Erzählstimmen, ihre Hauptdarstellerinnen und -darsteller. Aus ihrer Anfangszeit sei ihr jedoch bis heute Hans Paetsch besonders „im Ohr geblieben“. Der bekannte Hörspiel- und Synchronsprecher begleitete acht Folgen lang als Erzähler die Kult-Serie „Hanni und Nanni“. Über ihn sagt sie: „Das ist einfach eine Stimme wie Musik.“
Dieser Vergleich beschreibt eigentlich auch Heikedine Körtings Werk ganz treffend: Ihre Hörspiele sind wie Musik, die einen die ganze Kindheit und Jugend lang begleitet hat – und die bis ins Erwachsenenalter nachklingt. Vor allem bei den ehemaligen „Kassettenkindern“. Und mit 50 Millionen verkauften Tonträgern und 150 Gold- und Platinplatten allein für die „Die drei ???“ ist der Titel „Königin des Hörspiels“ also keine Übertreibung.