Die Bilder scheinen aus einer längst vergessenen Zeit zu stammen: Sportlerinnen und Sportler, die mit FFP2-Maske trainieren oder vor verschlossenen Fitnessstudios im Lockdown stehen. Was in der Corona-Pandemie die Studios hart traf, ist heute tatsächlich weiter weg denn je. Denn 2024 war ein Rekordjahr für die Fitnessbranche – mit so viel Umsatz und so vielen Mitgliedern wie nie zuvor.
Dabei lässt sich ein Trend ablesen: Die großen Fitnessketten wachsen weiter, indem sie kleinere übernehmen oder neue Einrichtungen eröffnen. Kleine Einzelstudios und das sogenannte Special-Interest-Segment (z. B. EMS-Training) schrumpfen hingegen. Dies verdeutlicht auch eine aktuelle Übernahme in Bayern.
Bayerische Fitnesskette wächst nach Übernahme auf 160 Studios
Gerade hat All Inclusive Fitness aus Rosenheim angekündigt, Fit Star aus München zu übernehmen. Zusammen kommen beide künftig nach eigenen Angaben auf rund 610.000 Mitglieder, die in 160 Studios trainieren. Mehr als 30 davon stehen in Bayern. In München habe kein Anbieter mehr Studios, teilten die Unternehmen mit. Für die Kundinnen und Kunden ändere sich durch die Übernahme nichts: „Öffnungszeiten, Trainingspläne, Ladies Areas und das bekannte Trainerteam bleiben unverändert. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Fit Star würden weiter beschäftigt. Bis 2028 soll der Betrieb sogar auf insgesamt 250 Studios anwachsen.
Apps wie Urban Sports Club setzen Fitnessstudios unter Druck
Den Ketten dürfte es vor allem darum gehen, im Hintergrund Kosten zu sparen, etwa bei der Verwaltung oder bei digitalen Angeboten. Hier gilt: Je größer, desto mehr lohnt es sich, Prozesse zu optimieren. Denn die Fitnessbranche ist umkämpft. Sogenannte „Aggregatoren“ wie Urban Sports Club oder Gympass setzen das Geschäft der Ketten zusätzlich unter Druck.
Über diese Apps können Kunden aus einer Vielzahl von Studios wählen, anstatt bei einer Kette einen festen Vertrag abzuschließen. Die Studios erhalten dann keinen monatlichen Mitgliedsbeitrag mehr, sondern werden pro „Check-in“ bezahlt, wenn jemand zum Training kommt. Laut einer Deloitte-Studie wuchsen diese Aggregatoren vergangenes Jahr deutlich: um 60 Prozent auf nun mehr als 1,2 Millionen Mitglieder.
Marktführer unter den Fitnessstudios ist der Betreiber von McFit
Durch die Übernahme schiebt sich All Inclusive Fitness nun gemessen an der Mitgliederzahl auf Platz vier in Deutschland nach vorne. Deloitte zufolge sind die größten Ketten hierzulande:
- RSG-Group (u. a. McFit): 1,4 Millionen Mitglieder
- FitX: 1,04 Millionen
- Clever fit: 900.000
- All Inclusive Fitness + Fit Star: 610.000
- Easyfitness: 458.000
Insgesamt zählten die Fitnessstudios im vergangenen Jahr rund 11,7 Millionen Mitglieder. Das war ebenso wie der Umsatz von 5,82 Milliarden ein Spitzenwert und übertraf erstmals wieder das Vor-Corona-Niveau von 2019.
Preise für Mitgliedschaft im Fitnessstudio bleiben relativ stabil
Für die Kundinnen und Kunden bringt der Wettbewerb in der Fitnessbranche auch einen Vorteil mit sich: Verglichen mit vielen anderen Dienstleistungen und Produkten sind die durchschnittlichen Preise über die Jahre nur moderat gestiegen. Vergangenes Jahr kostete eine Mitgliedschaft im Schnitt rund 47 Euro. Gegenüber 43,35 Euro im Jahr 2014 entspricht dies einem Plus von rund acht Prozent. Während der Pandemie waren die Beiträge sogar leicht gesunken.
Verbraucherschützer raten dennoch dazu, Verträge vor der Unterschrift genau zu prüfen, um nicht von versteckten Kosten oder Klauseln im Kleingedruckten überrascht zu werden. Die Verbraucherzentrale Bayern stellt dafür ein Online-Tool bereit [externer Link], mit dem man den eigenen Vertrag prüfen und wichtige Fragen beantworten kann.