Für die Kundschaft sieht es nach einem simplen Label-Wechsel aus: Aus der regionalen RSA-Bank könnte bald die meineVolksbank mit Sitz in Rosenheim werden. Der Vorstand ist bereits entsprechend umgebaut. Fraglich ist aber, ob die derzeit bestehenden fünf Filialen erhalten bleiben und die rund 100 Mitarbeitenden ihre Arbeitsplätze behalten.
Hat sich die „RSA-Familie“ verspekuliert?
Das Bankhaus RSA aus der Region Mühldorf und Rosenheim erscheint bei Social Media wie eine Bank, die man sich in gut vernetzten Regionen nur wünschen kann: Die Mitarbeitenden der „RSA-Familie“ rufen zum gemeinsamen Zuckerfasten auf, sie vergeben Kindergartendiplome und Preise zum Malwettbewerb. Das Geldhaus mit seinen fünf Filialen und seinen rund 100 Mitarbeitenden scheint ein wichtiger Stützpunkt in der Region zwischen Rechtmehring, Soyen und Albaching zu sein. Und das alles unter dem bekannten orange-blauen Logo der Volksbanken Raiffeisenbanken.
Aber wer das Logo und den Auftritt bei Social Media zur Seite schiebt, könnte aktuell einen sehr aufregenden Übernahmekrimi wittern. Alles begann damit, dass der ursprüngliche Vorstandschef im Mai 2025 sein Amt niedergelegt hat, ohne nähere Erklärung. An seine Stelle trat ein Interimsmanager, der vom Bundesverband der Genossenschaftsbanken vorgegeben wurde. Allein das sendet ein Signal: Wir haben euch im Blick. Von der RSA-Bank selbst heißt es aber bislang, der Geschäftsbetrieb laufe „stabil und geordnet weiter“, man befinde sich nur „seit Jahresbeginn in einem strategisch gesteuerten Weiterentwicklungsprozess“.
Sorgenkinder bei den Genossenschaftsbanken
Der genaue Hintergrund für diesen Wechsel bleibt bislang unklar. Zwar wurde im Frühjahr die alljährlich verpflichtende Prüfung begonnen, eine fertige Bilanz liegt den Mitgliedern aber bis heute nicht vor, obwohl die Frist dafür bereits abgelaufen ist. Zeitgleich geht das Gerücht um, die RSA habe sich bei Immobiliengeschäften verspekuliert und sei in Schieflage geraten. Belege dafür gibt es bislang nicht.
Inzwischen ist Klaus Hatzel neues Vorstandsmitglied der RSA. Das Pikante: Er kommt aus dem Direktorium der meine Volksbank Raiffeisenbank eG in Rosenheim und ist damit so etwas wie der Gesandte aus der großen Nachbargemeinde. Die Rosenheimer Genossenschaftsbanken sind Bayerns größtes Mitglied im Genossenschaftsverband. Das liegt auch daran, dass die Bank in den zurückliegenden Jahren mit vielen Genossenschaftsbanken in den umliegenden Gemeinden fusioniert hat.
Widerstand gegen Fusion bildet sich
In Mühldorf, der Heimat der kleinen RSA-Bank, möchte man sich aber dagegen wehren, einverleibt zu werden. Insider befürchten eine „Zwangsfusion“. Es gibt bereits einen offenen Brief (externer Link: möglicherweise Bezahl-Inhalt), der davor warnt, dass es die RSA in ihrer jetzigen Form bald nicht mehr geben könnte. Man befürchtet, dass Standorte geschlossen und Beschäftigte entlassen werden könnten. „Wenn’s gut läuft, behalten wir noch den Bankautomaten“, sagt jemand im Gespräch mit BR24, der mit dem Vorgang vertraut ist. Von der Rosenheimer Bank heißt es nur: „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist es völlig ergebnisoffen, ob es zu einer Fusion kommen wird.“
Dieser Tage gründet sich jedenfalls eine Interessengemeinschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die RSA zu retten. Mitglieder sind vor allem ehemalige Aufsichtsratsmitglieder. Ihre Argumentation: Die Schieflage durch Immobiliengeschäfte gibt es nicht, sie sei ein reines Gerücht. In Wahrheit wolle Rosenheim sich die „kerngesunde“ RSA einverleiben, um eigene missglückte Geschäfte auszugleichen.
Hängt die Kooperation mit den BayWa-Verlusten zusammen?
Hier fällt das Reizwort BayWa sehr schnell. Tatsächlich war der Vorstandsvorsitzende der Rosenheimer Raiffeisenbank, Wolfgang Altmüller, auch lange Zeit Aufsichtsrats-Chef bei dem strauchelnden Mischkonzern BayWa. Der Verdacht könnte aufkommen, dass die Rosenheimer Raiffeisenbank erhebliche Beteiligungen an der BayWa hatte und nun entsprechend empfindliche Gewinnverluste verzeichnen muss. All das ist aber Spekulation. Die Rosenheimer haben sich bislang gegenüber BR24 nicht dazu geäußert.
Mitte September findet in München die Halbjahresbilanz der bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken statt. Das Thema RSA dürfte da auch auf der Tagesordnung stehen – zumindest hinter vorgehaltener Hand. „Von unserer Seite her ist es kein akutes Thema“, heißt es allerdings beim Genossenschaftsverband Bayern. Jenseits davon wollte man sich auf BR24-Anfrage zu dem Vorgang nicht äußern. Der Verband begleite die Geldhäuser nur, hieß es, die tatsächlichen strategischen Entscheidungen übernehmen die Banken selbst.