Soll München Austragungsort der Olympischen Spiele werden? Um eine gute Entscheidung treffen zu können, gilt es, die Pro- und Contra-Argumente zu kennen. Was wären die wirtschaftlichen Auswirkungen?
Nachhaltigkeit: Sportstätten könnten saniert werden
Ramona Grimm ist erfolgreiche Eistänzerin und ehrenamtlich im Vorstand der Münchner Sportjugend aktiv. Sie setzt sich für Spiele in der Landeshauptstadt ein. „Wir haben viele Sportflächen, die aktiv genutzt werden, aber natürlich sanierungs- und renovierungsbedürftig sind“, betont Grimm. So stehen im Münchner Olympiapark noch die alten Sportstätten von 1972. Dort wäre zwar eine Sanierung nötig, aber kein kompletter Neubau.
Befürworter: Infrastruktur, Wohnungsbau und Firmen profitieren
Die Befürworter erhoffen sich von den Olympischen Spielen zudem eine schnellere Entwicklung in der Infrastruktur. München wäre ohne Olympia 1972 nicht die Stadt, die sie heute ist. Mit dem Bau von U- und S-Bahn begann in der Landeshauptstadt ein neues Zeitalter. Und im Wohnungsbau setzte ein Bauboom ein.
Auch der Mieterverein München begrüßt eine Bewerbung um die Olympischen Spiele. Denn dann würden auch mehr Fördermittel nach München fließen und es könne mehr bezahlbarer Wohnraum entstehen. Ein Bauboom könnte zudem viele Aufträge für hiesige Handwerksfirmen bringen.
Gastronomen rechnen mit deutlichem Umsatzplus
Münchens Gastronomie verbindet mit der möglichen Olympia-Bewerbung ebenso wirtschaftliche Hoffnungen. Gregor Lembke, Sprecher der Münchner Innenstadtwirte, rechnet in dieser Zeit mit 30 bis 50 Prozent mehr Umsatz in der Stadt. Besucher würden zudem Eintrittskarten kaufen, Hotels buchen, Restaurants besuchen und shoppen gehen.
Olympia-Gegner sorgen sich um Nachhaltigkeit
Auf einem landwirtschaftlich geprägten Gelände am östlichen Stadtrand könnte das neue Olympische Dorf entstehen. Dort will die Stadt seit Jahren ein neues Quartier mit Wohnungen entwickeln. Ein Olympia-Zuschlag könnte den Bau beschleunigen.
Ramona Rösch sorgt sich dabei um den Umwelt- und Klimaschutz. Sie ist beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland aktiv und engagiert sich bei NOlympia, einem Bündnis gegen die Münchner Olympia-Bewerbung.
Es gehe darum, als Gesellschaft mit weniger Ressourcen auszukommen, so Rösch. „Das bedeutet natürlich auch, dass ich hier nicht einfach große Betonklötze hinstellen kann für ein Event, das zwei Wochen dauert.“ Die Olympia-Gegner befürchten, dass Neubauten für die Olympischen Spiele der Münchner Bevölkerung wenig bringen. Auch könnten Genossenschaften leer ausgehen, so die Sorge.
Ungewisse Planung, hohe Kosten und mangelnde Transparenz
„Man hat ganz viel ganz grobschlächtig realisiert in den Planungen und das hat auch dazu geführt, dass man einfach Flächen überplant hat“, mahnt Rösch. Davon betroffen ist auch ein Sportverein im Olympiapark: der FC Teutonia München. Mit mehreren Hundert Mitgliedern ist er wichtig für den Breitensport der Stadt. Nach Planungen könnten dort Wettkampfstätten für Skateboarder und BMX-Freestyler entstehen. Zwar hat die Stadt dem Verein zugesichert, dass er trotz Olympia dort bleiben darf. Doch Sorgen bleiben.
Ein Hauptargument der Olympia-Gegner: die Kosten der Spiele. Sie rechnen mit bis zu 20 Milliarden Euro. Welche Einnahmen, etwa durch Steuern, dem gegenüberstehen, ist unklar. Zudem fehle es an Transparenz, besonders beim IOC.
Fazit und Einschätzung aus der Wissenschaft
Ein Boost für die Wirtschaft, neue Wohnungen und sanierte Sportstätten. Die Gelder für Olympia seien gut investiert, argumentieren die Befürworter. Doch auch die Kritiker haben ihre Argumente: Umwelt- und Klimaschutz, wenig nachhaltiger Wohnungsbau, hohe Kosten und fehlende Transparenz beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC).
Und auch aus wissenschaftlicher Sicht gibt es sowohl Argumente für als auch gegen eine Olympia-Bewerbung, erläutert Professor Matthias Firgo von der Hochschule München. Dort wurde eine Studie zur Wirtschaftlichkeit von Olympischen Spielen verfasst. Olympia sei keine ökonomische, sondern eine politische Entscheidung, so Firgos Einschätzung.

