„Du, der Nutzer, hast dein Android-Gerät in dem Glauben gekauft, dass es eine offene Computerplattform ist und du darauf jede beliebige Software installieren kannst.“ Mit diesen Worten beginnt der offene Aufruf (externer Link) der Initiative „Keep Android Open“, die sich gegen Googles neue Entwickler-Registrierungspflicht richtet. Die Bewegung ruft Verbraucher, Entwickler und Regulierungsbehörden weltweit auf, sich einer Maßnahme zu widersetzen, die sie als Angriff auf digitale Selbstbestimmung und offene Software begreift.
Was Google plant
Im August 2025 kündigte Google an, dass ab 2026 niemand mehr Apps für Android entwickeln oder veröffentlichen kann, ohne sich zuvor zentral beim Konzern zu registrieren. Die Registrierung soll laut Google eine Gebühr, das Akzeptieren der Nutzungsbedingungen, die Vorlage eines amtlichen Ausweises, den Upload des privaten Signaturschlüssels sowie die Angabe aller aktuellen und zukünftigen App-Kennungen umfassen. Diese Pflicht betrifft nicht nur den Play Store, sondern auch alternative Vertriebswege und das sogenannte Sideloading – also die manuelle Installation von Apps außerhalb des offiziellen Stores. Damit greift die Regelung erstmals in das gesamte Android-Ökosystem ein, auch in unabhängige Plattformen wie F-Droid, die bislang ohne Google-Konto funktionierten.
Kritik: Vom offenen System zum Gatekeeper
Laut der anonymen Initiative Keep Android Open bedeutet die neue Richtlinie das Ende der Offenheit, die Android einst von Apples iOS unterschied. Die Initiative warnt, dass Nutzer künftig nicht mehr frei bestimmen könnten, welche Programme sie verwenden, und dass Entwickler ihre Apps nicht mehr direkt an ihre Community weitergeben dürften, ohne zuvor Googles Genehmigung einzuholen.
Regierungen wiederum gäben ein Stück ihrer digitalen Souveränität auf, indem sie einem Unternehmen mit Sitz in Kalifornien erlaubten, die Zugänge zu Software auf Geräten ihrer Bürger zu kontrollieren: „Ihr, die Staaten, gebt die Rechte eurer Bürger und eure eigene digitale Souveränität an ein Unternehmen ab, das dafür bekannt ist, den außergerichtlichen Forderungen autoritärer Regierungen nachzukommen und vollkommen legale Apps zu entfernen, die diesen Regierungen nicht gefallen.“
Reaktionen und Hintergründe
Google begründet die Identitätsprüfung mit einem Sicherheitsargument: Nur verifizierte Entwickler sollen künftig Apps veröffentlichen dürfen, um betrügerische oder schädliche Software schneller identifizieren zu können. Das Unternehmen betont, dass Sideloading selbst nicht verboten werden solle. Die Authentifizierungspflicht sei lediglich eine Schutzmaßnahme, die gleichzeitig die Offenheit des Systems bewahre.
Kritiker verweisen jedoch darauf, dass Google bereits in der Vergangenheit auf politischen Druck hin Apps entfernt habe. In Entwicklerforen wird besonders auf die Folgen für F-Droid hingewiesen, eine Plattform für freie und quelloffene Android-Apps. Deren Betreiber warnen, das Projekt könne „sterben“, wenn Google seine neuen Regeln auch auf unabhängig signierte Software anwende.
Initiative ruft Entwickler und Nutzer zum Handeln auf
Die Kampagne ruft zu internationalem Widerstand auf. Verbraucher sollen sich an ihre nationalen Wettbewerbsbehörden wenden und auf die drohende Monopolstellung Googles aufmerksam machen. Entwickler werden aufgerufen, sich nicht für das neue Verifizierungsprogramm zu registrieren. Auch Nutzer sollen handeln: Indem sie alternative App-Stores wie F-Droid installieren, freie Smartphone-Projekte unterstützen und sich öffentlich gegen die Schließung des Android-Ökosystems aussprechen.

