Russland sei nach der Zerstörung strategischer Bomber psychisch buchstäblich „groggy“, so der als „Extremist“ gebrandmarkte Politologe Andrei Nesmijan [externer Link]: „Es scheint, als wären Sie noch nicht am Boden, aber das gesamte Universum rotiert vor Ihren Augen, sodass Ihnen nicht ganz klar ist, wo und wer Sie sind.“ Putins Regime zeige einmal mehr seine „völlige Unfähigkeit“, mit Krisen umzugehen.
„Überall sind Blutgerinnsel“
In Diktaturen warteten sämtliche Untergebenen erst einmal ab, wie die Spitze entscheide und suchten derweil „fieberhaft“ nach Sündenböcken: „Daher reagieren solche Systeme auf Extremsituationen immer äußerst schlecht, kommen immer zu spät und machen immer Fehler bei ihren Reaktionen, da in einer sich schnell verändernden Umgebung jede zu spät getroffene Entscheidung immer falsch ist.“
Unter Putin sei ein „äußerst träges und teures“ Biotop entstanden, heißt es in einem Polit-Portal mit 350.000 Fans [externer Link], das die weitere Entwicklung „ernsthaft bremse“: „Wohin man auch schaut, überall sind Blutgerinnsel. Ein System, in dem Sicherheits- und repressive Rechtsnormen, übermäßige Befugnisse der Sicherheitskräfte und eine unkontrollierbare Bürokratie den Fortschritt hemmen, alle möglichen Risiken mit sich bringen und es der Zivilgesellschaft nicht ermöglichen, handelndes Subjekt in der Politik zu werden und mehr zu sein als Blogger oder Zuschussempfänger.“
„Vom Regime wird Modernisierung erwartet“
Die vom Kreml permanent beschworene Stabilität könne sich unter äußerer Anspannung durchaus in Instabilität verwandeln und die „Hoffnung auf Veränderung“ befördern: „Vom politischen Regime wird eine Modernisierung erwartet; die Nachfrage danach ist vorhanden (und sie ist durchaus spürbar) – und sie kommt in Krisensituationen jedes Mal zum Vorschein.“
Politologe Michail Winogradow listete sarkastisch auf [externer Link], welche „Erfolge“ Putin derzeit vorzuweisen habe: „Bewahrung der Fähigkeit, das Geschehene zu ignorieren und zu sagen, dass nichts dergleichen [wie die Drohnenangriffe] passiert sei. Bewahrung des Glaubens, dass man, wenn man lange genug auf seinem eigenen Standpunkt beharrt und seine Verhandlungsposition nicht ändert, früher oder später etwas erreichen kann. Vermeidung unangenehmer Fragen und insbesondere unangenehmer Antworten von Bürgern im Land.“
„Am Ende brach die Revolution aus“
In einem der tonangebenden Polit-Portale (625.000 Fans) war sogar zu lesen, die fest gefahrene Lage erinnere an den Ersten Weltkrieg [externer Link]: „Am Ende siegten die Radikalen und die Revolution brach aus. Wenn es in der Innenpolitik nicht zu ernsthaften Veränderungen in Richtung des Aufbaus eines sozialen und gerechten Staates kommt, auf den die Gesellschaft seit Beginn der Sonderoperation wartet, dann könnte die historische Analogie Wirklichkeit werden.“