Wie ein schlechter Tarantino
Musik- und Schauspielgrößen, dazu Humor und Subkultur, zusammengetackert in einem Gangsterthriller – klingt nach Spaß. Ist es aber nicht. Denn Aronofsky, von dem auch die Filme „Black Swan“, „The Wrestler“ oder zuletzt „The Whale“ sind, bleibt in diesem Projekt so oberflächlich wie belanglos. Das liegt vor allem an der vorhersehbaren Storyline und den Figuren: der Punk, der Skinhead, der Yuppie. Sie alle sind wandelnde Klischees. Und sie foltern, vermöbeln und schlitzen einander so lange auf, bis auch der letzte Zuschauer die Augen zusammenkneift oder das Kino verlässt.
Die Kombination aus Gewaltexzess und guter Musik in „Caught Stealing“ mag kurz an Quentin Tarantino erinnern – sie kommt aber nicht an ihn heran. Mal abgesehen davon, dass auch ein Tarantino-Film wie „Reservoir Dogs“ mit seinen schwulenfeindlichen Witzen schlecht gealtert ist, man kann ihm wenigstens zugutehalten, dass er aus dem Jahr 1992 ist. „Caught Stealing“ dagegen spielt in den 90ern, ist aber heute gedreht. Trotzdem erinnern Sprüche und Frauenbild an damals. Zumindest in der deutschen Synchronfassung beschimpfen die Figuren einander mit Vorliebe als „Spasten“. Und der von Zoë Kravitz gespielte weibliche Sidekick hat genau zwei Aufgaben: sich um den coolen Typen kümmern und verführerisch sein.
Frauen als sexy Krankenschwester
Ein Beispiel? Sie ist Notfallsanitäterin. Nach einem besonders krassen Arbeitstag rennt sie direkt zu ihm, noch in Uniform – unter der sie Reizwäsche trägt. Praktisch. Also für den Boyfriend. Im Krankenwagen und mit Defibrillator in der Hand hat die rote Spitze vielleicht doch gezwickt. Regisseur Aronofsky und Charlie Huston, der Romanvorlage und Drehbuch schrieb, waren wohl einfach zu verliebt ins Bild der sexy Krankenschwester, um zu merken, wie abgeschmackt es ist.
„Ich wollte einen Film machen, der so unterhaltsam ist, dass er die Menschen zurück ins Kino lockt“, sagte Aronofsky kürzlich dem Guardian. „Das ist die Herausforderung unserer Tage: Wir befinden uns im Krieg mit der Meme-Kultur, TikTok und Instagram-Stories.“ Mit diesem Anspruch hat er sich verhoben. Uneingeschränkt unterhaltsam ist im Film nur die Langhaarkatze von Punkrocker Russ. Dann lieber Katzenvideos schauen – und dabei die Idles hören.
„Caught Stealing“ (USA 2025, 109 Minuten) läuft ab sofort im Kino.