„Ob ich kleine oder große Rollen spiele – im Bewusstsein der Menschen bin ich so stark wie die Hauptfiguren.“ – ein Satz, den Kubitschek einmal im langen BR-Gespräch sagte. Zweifellos nahmen viele die Schauspielerin so wahr. Aber warum? Woher diese Beliebtheit, woher diese Präsenz?
Ihre gute Ausbildung mag eine Rolle gespielt haben: Den Schauspielberuf lernte die nach dem Krieg mit der Familie aus der Tschechoslowakei nach Sachsen-Anhalt gekommene Kubitschek von der Pike auf, erst in Halle, dann in Weimar, gegen den Willen der Eltern übrigens. Ihr Filmdebüt gab Kubitschek 1953, da war sie 22 Jahre alt. Mit 28 verließ sie die DDR, schon als gefeierter Bühnenstar, blieb nach einem Theaterengagement im Westen – und konnte dort an ihre Erfolge anknüpfen. 1966 bekam sie eine Rolle in einem Durbridge-Krimi, damals ein echter Straßenfeger in diesen großen Jahren des Fernsehens.
„Spatzl. Mein Spatzl“
Hier nun all ihre vielen Rollen aufzuzählen, das würde dauern. Sie war auf dem ZDF-„Traumschiff“ an Bord, spielte im ARD-„Tatort“ mit oder in der Serie „Das Erbe der Guldenburgs“ im Zweiten.
Ein Sprung ins Jahr 1983 also: Helmut Dietls legendäre Serie „Monaco Franze – der ewige Stenz“. Kubitschek spielte darin das „Spatzl“ vom Monaco Franze – die Rolle, für die sie in Bayern bis heute verehrt und gefeiert wird. „Spatzl“, sagt der Franz zu ihr, wenn er wieder was Amouröses ausgefressen hat, und die Liebe, die Helmut Fischer in dieses Wort legt, berührt das Publikum bis heute. „Spatzl. Mein Spatzl.“
„Das war eine sehr wichtige Rolle für mich“, erklärte Kubitschek später. „Ich habe diese Leichtigkeit nie mehr erreicht. Schade. Ich hatte vielleicht auch keinen solchen Regisseur, der das von mir verlangt hat“. Vieles von ihr selbst stecke in der Rolle des Spatzls, verriet sie weiter, und zwar von den Krampfadern bis hin zum Sinn für das Schöne, für die Kunst, speziell für die Malerei.
Nebenrollen, die im Gedächtnis bleiben
Sie waren eben Kubitscheks große Stärke: Nebenrollen, die im Gedächtnis bleiben, oft elegante Frauen aus besserem Hause – mal spatzl-freundlich, mal kalt wie die Verlegerin Friederike von Unruh aus „Kir Royal“ oder die Brauereibesitzerin Balbeck aus „Das Erbe der Guldenburgs“.
Besetzungsglück? Nicht nur. Ihre damenhafte Anmut, die spielte eine wesentliche Rolle. In ihren späteren Jahren verschrieb sich Kubitschek ganz der Arbeit am Selbst, gestaltete ihr Anwesen mit großem Garten in der Schweiz, beschäftigte sich mit spirituellen Dingen. In der Schweiz ist sie nun auch gestorben. „Die Grande Dame des deutschen Film- und Fernsehschauspiels hat in ihrer Wahlheimat nach kurzer, schwerer Krankheit leise Abschied vom Leben genommen“, hieß es jetzt.