Es ist nur ein kurzer Moment in der Geschichte des 20. Jahrhunderts, aber in diesem einen Moment 1933 sind sie alle dort im kleinen Fischerdorf Sanary-sur-mer an der französischen Mittelmeerküste versammelt, von den Nazis vertrieben ins Paradies: Thomas Mann mit seiner Frau Katia und ihren sechs Kindern, Heinrich Mann und seine Geliebte, Aldous Huxley, Lion Feuchtwanger… und und und.
Ludwig Marcuse, der Philosoph, erinnert sich später, „ein guter Teil der besten deutschen Literatur“ habe sich dort in Sanary aufgehalten, es sei „ein sehr umfangreiches ‚Romanisches Café‘, mit Marmor-Tischen und Badehosen“ gewesen, „die Luft geschwängert mit originellen Aperçus, Indiskretionen und Krächen“. Florian Illies schreibt von den „Sommerfestspielen“ auf der „Freilichtbühne“ von Sanary.
Bayerische Küche am Mittelmeer
Bei der Deutschland-Premiere seines Buches im Frankfurter Schauspielhaus sprach der 54-jährige über jenes Drama, das die Exilanten damals an der Riviera gegeben hätten: „Man weiß am Anfang erst mal gar nicht, wie bei jedem guten Theaterstück, was hier aufgeführt wird. Ich habe erst die Besetzungsliste gesehen, immer wieder mit großen Augen, als ich sah, wer da alles in diesem winzigen Ort in der südfranzösischen Mittelmeerküste im Sommer ’33 gewesen ist.“ Die Familie Mann habe dabei im oberen Teil des Ortes gewohnt, im schönsten Haus, von dem sie herabblicken auf das Meer. „Es gibt dort die Hausangestellte aus München, die auch hier wieder bayerische Küche auf den Tisch bringt“, sagt Illies, „es gibt aber auch die Armen in den Pensionen, die Exilanten, die kein Geld haben, die irgendwie sich mit Obst und Fischen vom Markt ernähren müssen.“

