Tatsächlich spricht wenig dafür, dass das Bild künstlich erzeugt wurde. Allein der Kontext macht einen Fake unwahrscheinlich: Warum sollte ein Handschlag fingiert werden, der nachweislich so stattgefunden hat?
Ein genauer Blick löst das vermeintliche Rätsel auf: Weimer hält mit der linken Hand sein Jacken-Revers (externer Link), was im Zusammenspiel mit einem unglücklich gewählten Kamerawinkel dazu führt, dass es so aussieht, als hätte der Kulturstaatsminister überzählige Gliedmaßen. Eine optische Täuschung, keine digitale Manipulation.
Optische Täuschung statt KI
Auch aus dem Staatsministerium kommt ein klares Dementi. Auf Anfrage heißt es, Terminbilder des Ministers würden grundsätzlich nicht KI-bearbeitet. Bei den „zusätzlichen Fingern“ handle es sich um Weimers eigene linke Hand – das werde in weiteren Fotos der Aufnahmereihe deutlich. Diese Bilder seien auch über eine einfache Internetrecherche einsehbar.
Der Vorfall zeigt, wie schnell die Deutung von Bildern kippen kann. In einer Zeit, in der täuschend echte KI-Bilder binnen Minuten erstellt werden können, wächst nicht nur die Gefahr von Fälschungen – sondern auch die Versuchung, echte Inhalte reflexhaft als Fake abzutun. Genau das ist im Fall des Weimar-Handschlags geschehen: Ein harmloses Bild wurde zum vermeintlichen Beleg für KI-Manipulation.
Warum Zweifel so leicht aufkommen
Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von der „Liar’s Dividend“ – einem Mechanismus, bei dem echte Inhalte gezielt diskreditiert werden, indem man sie als Fälschung hinstellt. Nicht im aktuellen Fall von Wolfgang Weimer, aber in anderen Kontexten kann das strategisch nützlich sein: Eine Studie der Universität Cambridge (externer Link) zeigt, dass es für Politiker vorteilhaft sein kann, kritische Berichte oder Bilder als Deepfake oder Desinformation abzutun. Der Zweifel wirkt oft stärker als jede Echtheit.
Der Weimar-Handschlag ist also in Wahrheit unspektakulär. Aber er erinnert daran, wie brüchig der Boden geworden ist, auf dem öffentliche Kommunikation steht. Nicht nur, weil Fakes besser werden – sondern weil der Zweifel zur Gewohnheit geworden ist.