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WirtschaftsRundschau > Nachrichten > Wirtschaft > Allianz-Chef: Lohnzahlung am ersten Krankheitstag streichen
Wirtschaft

Allianz-Chef: Lohnzahlung am ersten Krankheitstag streichen

Christin Freitag
Zuletzt aktualisert 7. Januar 2025 07:56
Von Christin Freitag
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4 min. Lesezeit
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Der Krankenstand in Deutschland sorgt für Diskussionen. Aus Sicht von Allianz-Chef Oliver Bäte melden sich die deutschen Arbeitnehmer zu häufig krank. Er spricht sich deshalb dafür aus, die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag zu streichen.

Inhaltsübersicht
Allianz-Chef: Hoher Krankenstand ist KostenproblemIG Metall: Vorschlag unverschämtUnion fordert „Krankenstands-Gipfel“

Scharfe Kritik an dem Vorschlag kommt von den Gewerkschaften. Der DGB warnt vor einer zunehmenden Tendenz bei Beschäftigten in Deutschland, trotz Krankheit zu arbeiten. „Präsentismus, also krank bei der Arbeit zu erscheinen, ist branchenübergreifend weit verbreitet“, sagte Anja Piel von der DGB-Führung am Montag in Berlin.

Die Entgeltfortzahlung bei Krankheit sei ein hohes Gut angesichts des Umstands, dass immer mehr Menschen trotz Krankheit arbeiteten, sagte das DGB-Vorstandsmitglied. Piel betonte mit Blick auf die Äußerung des Allianz-Chefs: „Niemand braucht aktuell Vorschläge, die noch mehr Beschäftigte dazu bringen, krank zu arbeiten.“

Allianz-Chef: Hoher Krankenstand ist Kostenproblem

Bäte hatte vorgeschlagen, den Karenztag wieder einzuführen. „Damit würden die Arbeitnehmer die Kosten für den ersten Krankheitstag selbst tragen“, sagte der Vorstandschef dem „Handelsblatt“. Die Arbeitgeber würden so entlastet. In der Bundesrepublik gilt – anders als in einigen anderen Ländern – seit Jahrzehnten die Lohnfortzahlung ab dem ersten Krankheitstag. Für die Wiedereinführung von Karenztagen hatte sich kürzlich auch die Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, ausgesprochen.

Der Allianz-Chef sieht den hohen Krankenstand in Deutschland als Kostenproblem. „Deutschland ist mittlerweile Weltmeister bei den Krankmeldungen“, sagte er. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland 2023 durchschnittlich 15,1 Arbeitstage krankgemeldet. Die Krankenkasse DAK-Gesundheit weist für 2023 sogar einen noch höheren Durchschnittswert aus: Demnach hatte weit über die Hälfte der DAK-Versicherten von Januar bis Dezember 2023 mindestens eine Krankschreibung. Im Gesamtjahr waren es laut DAK im Durchschnitt 20 Fehltage pro Kopf.

IG Metall: Vorschlag unverschämt

Piel sagte dagegen, das Bild zu Krankschreibungen zeige keinen Handlungsbedarf. Die Gewerkschafterin führte Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) an, die keinen dramatischen Anstieg der Fehlzeiten in Deutschland zeigten, weder im Vergleich mit anderen EU-Staaten, noch im Zeitverlauf.

„Schon vor Corona gaben etwa 70 Prozent der Beschäftigten an, mindestens einmal im Jahr krank zur Arbeit erschienen zu sein und im Durchschnitt fast neun Arbeitstage pro Jahr trotz Erkrankung gearbeitet zu haben“, sagte Piel unter Berufung auf eine repräsentative Umfrage. Präsentismus schade der eigenen Gesundheit und könne auch zur Ansteckung von Kolleginnen und Kollegen oder Unfällen führen – mit hohen Folgekosten.

Die IG Metall bezeichnete es als unverschämt und fatal, den Beschäftigten Krankmacherei zu unterstellen. „Wer Karenztage aus der Mottenkiste holt, greift die soziale Sicherheit an und fördert verschleppte Krankheiten“, sagte Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban. „Die deutsche Wirtschaft gesundet nicht mit kranken Beschäftigten, sondern im Gegenteil mit besseren Arbeitsbedingungen.“

Union fordert „Krankenstands-Gipfel“

Der Unions-Fraktionsvize Sepp Müller (CDU) zeigt sich offen für die Idee, dass Arbeitnehmer am ersten Krankheitstag keinen Lohn erhalten. „Unsere Sozialsysteme werden immer weiter beansprucht“, sagte Müller dem Nachrichtenportal „Politico“. „Aus diesem Grund sollten wir uns meiner Meinung nach nicht vor neuen Ideen verschließen und diese diskutieren. Auch wenn das Thema der Karenztage sich nicht in unserem Wahlprogramm findet, könnte dies ein altbewährter Ansatz sein.“

Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge (CDU), sagte dem Portal hingegen: „Nur die allerwenigsten Menschen melden sich aus Spaß krank.“ Sorge forderte einen „Krankenstands-Gipfel“, um mit den beteiligten Akteuren über die Lage zu beraten.

 

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Christin Freitag ist eine erfahrene Wirtschaftsjournalistin und Analystin, die sich auf Finanzmärkte, Unternehmensstrategien und Wirtschaftspolitik spezialisiert hat. Mit über 10 Jahren Erfahrung liefert sie fundierte Analysen und tiefgehende Einblicke für die Leser der WirtschaftsRundschau.
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