Papa ante portas – und damit raus aus dem Arbeitsmarkt: In den kommenden 15 Jahren geht dem Arbeitsmarkt „knapp ein Drittel der heutigen Erwerbspersonen verloren“, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Demnach werden bis 2039 rund 13,4 Millionen Erwerbstätige das gesetzliche Renteneintrittsalter von 67 Jahren überschritten haben. „Jüngere Altersgruppen werden die Babyboomer zahlenmäßig nicht ersetzen können“, fügte das Bundesamt hinzu.
Geburtenstärkster Jahrgang 1964
Als Babyboomer werden in der Demographie die Jahrgänge von etwa Mitte der 1950er Jahre bis Ende der 1960er Jahre bezeichnet, als in Deutschland überdurchschnittlich viele Kinder zur Welt kamen. Laut Statistischem Bundesamt wurden zwischen 1957 und 1968 insgesamt 15,3 Millionen Mädchen und Jungen geboren, davon rund zwölf Millionen in Westdeutschland.
Das heißt: Schon jetzt gehen dem Arbeitsmarkt mehr Menschen verloren, als neu in die Erwerbslaufbahn einsteigen. Der große Schwund aber kommt erst noch: Der zahlenmäßig stärkste Jahrgang war 1964 mit 1,36 Millionen Kindern, von denen die meisten in vier bis sieben Jahren in den Ruhestand gehen werden.
Der „Demographie-Bauch“
Wie die Statistiker in Wiesbaden auf Grundlage der Daten des jüngsten Mikrozensus weiter mitteilten, stellten die 60- bis 64-Jährigen im Jahr 2024 noch 4,4 Millionen Erwerbstätige. Und die jüngeren Babyboomer im Alter von 55 bis 59 Jahren machten mit 5,6 Millionen sogar „über alle Altersgruppen hinweg“ die meisten Erwerbstätigen aus. Beide Altersgruppen zusammen umfassten laut Bundesamt zehn Millionen Erwerbstätige – mehr als die Gruppen der 45- bis 54-Jährigen, 35- bis 44-Jährigen und 25- bis 34-Jährigen, sie bilden also den „Bauch“ in der Kurven der demographischen Entwicklung.
Problem: Der „zerrissene Arbeitsmarkt“
Um einem künftigen Arbeitskräftemangel zumindest kurzfristig entgegenzuwirken, wird diskutiert, die geburtenstarken Jahrgänge umfassender im Berufsleben zu halten oder dafür zu reaktivieren. In der Koalition diskutiert wird beispielsweise die sogenannte Aktivrente.
Zugleich stieg aber auch die Zahl der Arbeitslosen zuletzt wieder über drei Millionen. In Bayern ist die Quote so hoch wie seit 15 Jahren nicht mehr. Der Arbeitsmarkt ist besonders für Ältere immer noch schwierig: Arbeitsmarktforscher sprechen von einem „zerrissenen Arbeitsmarkt“: In der Industrie gehen deutschlandweit mehr als 10.000 Jobs im Monat verloren, andere Branchen wie Pflege, Gesundheit, Erziehung sowie Verteidigung und Rüstung bauen Beschäftigung auf.
Zahl der Frührentner sinkt
Die Statistiker weisen darauf hin, dass die Erwerbstätigenquote von älteren Menschen in den vergangenen zehn Jahren bereits gestiegen sei: Während 2014 knapp zwei Drittel (65 Prozent) der 55- bis 64-Jährigen einer Erwerbstätigkeit nachgingen, waren es 2024 bereits drei Viertel (75 Prozent) – eine Steigerung um zehn Prozentpunkte.
Gründe für den früheren Ausstieg sind vielfältig
Trotz dieser Entwicklung gehen allerdings nach wie vor viele Babyboomer vorzeitig in den Ruhestand, wie das Bundesamt weiter ausführte: „Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von gesundheitlichen Einschränkungen über versicherungsrechtliche Besonderheiten wie langjährige Beitragszahlungen oder Frühverrentungsangeboten von Unternehmen bis hin zum Wunsch nach mehr Freizeit.“
Im Audio: Aktivrente – was ist das?