Dehoga kritisiert Anstieg des Mindestlohns
In der Gastronomie gibt es einen besonders hohen Anteil an Mindestlohnbeziehern: Mehr als jeder dritte Angestellte dürfte davon profitieren, dass die gesetzlich vorgeschriebene Lohnuntergrenze von derzeit 12,82 Euro brutto die Stunde um mehr als 13 Prozent angehoben wird.
Auf die Arbeitgeber kommen indes höhere Ausgaben zu. Und davor warnen nicht nur Wirte wie Jakob Portenlänger, sondern auch die organisierten Interessensvertreter des Gewerbes. Aus Sicht von Thomas Geppert, dem Landesgeschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga, kommt die Mindestlohnsteigerung zu einer einem „denkbar ungünstigen Zeitpunkt“. In Kombination mit hoher Inflation, steigenden Kosten und sinkender Konsumneigung sei das eine „gefährliche Mischung“. Die Mindestlohnerhöhung ziehe zwangsläufig alle Löhne mit nach oben und verschärfe damit die wirtschaftliche Lage insbesondere kleiner und familiengeführter Betriebe.
Mindestlohnentwicklung über allgemeiner Lohnentwicklung
Wirt Portenlänger befürchtet genau das. Auch wenn er in seinem Unternehmen nur einen Mitarbeiter habe, dem er Mindestlohn zahle, fürchtet er, dass die anderen Angestellten dann auch mehr wollten. Er nennt das eine Gehaltsspirale. Dieses Problem sieht auch Arbeitsmarktforscher Enzo Weber, Leiter des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg und Inhaber des Lehrstuhls für Empirische Wirtschaftsforschung an der Universität Regensburg.
Das Plus gehe „durchaus in den kritischen Bereich“, da es deutlich über der allgemeinen Lohnentwicklung liege, sagte Weber bei BR24 im BR Fernsehen. Auf der einen Seite werde es eine deutliche Kaufkraftsteigerung geben. Die Erhöhung in zwei Schritten auf 14,60 Euro pro Stunde betreffe mehr als sechs Millionen Jobs. Auf der anderen Seite warnte Weber vor Risiken für den Arbeitsmarkt. Das Problem sei die seit Jahren stagnierende Produktivität. Die Erhöhung könne Jobs gefährden.
Interview: Prof. Enzo Weber zur Mindestlohnerhöhung

