Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen werden im kommenden Jahr mehr Geld bezahlen müssen. Das ist schon bekannt. Deutschlands größte Krankenkasse, die Techniker (TK), hat ihre Beiträge beispielsweise um 1,25 Prozentpunkte auf 17,05 Prozent vom Bruttolohn erhöht. Laut Einschätzung des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkasse (GKV) wird die Versicherung aber voraussichtlich auch 2026 teurer. Damit will man einem massiven Defizit begegnen, dass die Kassen zuletzt angehäuft haben.
Kassen haben 2024 Minus von rund 5,5 Milliarden Euro angehäuft
Dieses Minus der gesetzlichen Krankenkassen ist nämlich offenbar größer als zunächst gedacht. Trotz bereits erfolgter Beitragserhöhungen rechne man für das zu Ende gehende Jahr mit einem Fehlbetrag von rund 5,5 Milliarden Euro, sagte die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, Doris Pfeiffer, der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. Bislang war von einem Defizit von 4 bis 4,5 Milliarden Euro die Rede gewesen. Die Gesundheitsminister der vergangenen zehn Jahre hätten die Ausgaben gesteigert und es versäumt, die Stabilität der Beitragssätze in den Blick zu nehmen, kritisierte die Dachverbandschefin.
Im kommenden Jahr wird der durchschnittliche Zusatzbeitragssatz deshalb nach Pfeiffers Worten um mindestens einen Prozentpunkt steigen. „Ich bin optimistisch, dass die Erhöhungen zum Jahreswechsel in der Krankenversicherung dann für das Jahr 2025 ausreichen“, so Pfeiffer. Schon jetzt sei aber klar, dass es 2026 weitere Beitragserhöhungen geben müsse.
Krankenhaus-Reform laut GKV großer Treiber für Beitragsplus
Allein für die Krankenhaus-Reform, die die Kassen mitfinanzieren sollen, werde dies notwendig sein, betonte die Verbandsvorsitzende. Gleichzeitig äußerte sie aber scharfe Kritik am geplanten Transformationsfonds zur Finanzierung der Krankenhausstrukturen. Obwohl der Umbau der Krankenhausstrukturen eine staatliche Aufgabe sei, sollten die gesetzlichen Krankenkassen dafür ab 2026 pro Jahr 2,5 Milliarden Euro zahlen. Pfeiffer unterstrich: „Wir halten diese Regelung insgesamt für verfassungswidrig und prüfen gerade die Möglichkeiten einer Verfassungsklage dagegen.“
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte dagegen jüngst erklärt, dass das Beitragsniveau ab 2026 stabil bleiben werde. In dem Zeitungsinterview widersprach Pfeiffer dem vehement: Die Ausgaben für Krankenhäuser und Medikamente würden „praktisch ungebremst“ steigen, ohne die Versorgung der Patienten zu verbessern. Statt die Strukturen zu reformieren, habe die Politik die Rücklagen der Krankenkassen abgeräumt. Die Folge seien die höheren Beiträge.
Bund der Steuerzahler fordert Maßnahmen der Politik gegen kontinuierlich steigende Belastungen
Im kommenden Jahr wird daneben nach der abschließenden Zustimmung des Bundesrats auch der Beitragssatz zur Pflegeversicherung um 0,2 Prozentpunkte steigen. Zusammengenommen ergibt sich eine erhebliche Mehrbelastung für Millionen von Arbeitnehmern. Der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel, sagte dazu der „Bild“: „Die explodierenden Kosten bei Pflege, Rente und Krankenkassen müssen dringend eingedämmt werden. Das neue Jahr beginnt für viele Menschen mit einem spürbaren Minus im Geldbeutel. Im Wahlkampf muss die Entlastung der Bürgerinnen und Bürger endlich Priorität haben.“ Auch er forderte die Parteien auf, Konzepte für eine Entlastung der Beschäftigten vorzulegen.