Der Abstieg von Porsche aus der ersten Börsenliga ist eine Entscheidung mit Symbolkraft, sagen Fachleute. Denn der Rauswurf des Autokonzerns aus der Börsenelite spiegele auch die Probleme der deutschen Autohersteller insgesamt wider. Eine schleppende Nachfrage nach E-Autos, Einbrüche im wichtigen China-Geschäft und die US-Zölle stellen die einstige Vorzeigeindustrie auf eine harte Probe, sagte zum Beispiel Analyst Jürgen Molnar von RoboMarkets.
Hinzu kämen strukturelle Probleme wie die hohen Standort- und Lohnkosten, eine langsame Digitalisierung und überbordende Bürokratie, so Molnar: „Die Botschaft ist klar: Die deutsche Autoindustrie muss sich neu erfinden.“
Neue DAX-Zusammensetzung: Wer steigt auf, wer muss raus?
Der Rauswurf der Porsche AG aus dem DAX wird zum 22. September gültig, dann muss mit Sartorius noch ein weiteres Unternehmen die erste Börsenliga verlassen, ein Spezialist für die Ausrüstung von Laboren mit Spezialtechnik.
Im Gegenzug rücken die Papiere des Maschinenbauers Gea und von Scout24 nach, dem Betreiber von Portalen wie Immoscout24. „Der DAX geht mit der Zeit und das hat auch etwas Gutes“, sagte Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst von CMC Markets. Immerhin schieden schlechte Aktien aus, während starke nachrückten, so der Marktexperte.
Welche Aktien kommen in einen Index wie den DAX?
Der DAX ist so etwas wie ein Schaufenster für die deutsche Wirtschaft, zumindest für börsennotierte Unternehmen. In dem Index will die Deutsche Börse AG die Unternehmen versammeln, die laut Börsenwert die wertvollsten des Landes sind. Wer dazu gehört, das entscheidet in regelmäßigen Abständen ein Ausschuss des Börsenbetreibers.
Grundvoraussetzung für die Aufnahme in einen Index ist, dass ein Unternehmen mehrere Kriterien erfüllt (externer Link). So müssen die Aktien der Firma regelmäßig auf der Börsen-Plattform Xetra gehandelt werden, und das Unternehmen muss relativ strengen Anforderungen an die finanzielle Transparenz gerecht werden.
Außerdem muss ein Konzern entweder seinen Sitz in Deutschland haben oder zumindest einen „wesentlichen Teil seiner Geschäftstätigkeit“ hierzulande ausüben. Das trifft zum Beispiel auf den deutsch-französischen Luft- und Raumfahrtriesen Airbus zu. Und nicht zuletzt müssen mindestens zehn Prozent der Unternehmensanteile im sogenannten Streubesitz sein, also nicht bei dauerhaft engagierten Großaktionären.
Prestige-Club DAX: Nach welchen Kriterien entscheiden die Türsteher?
Wenn diese grundlegenden Voraussetzungen erfüllt sind, kommt ein Unternehmen für die Aufnahme in einen Index der Deutschen Börse infrage. Die größten schaffen es in den meistbeachtetsten Index, den DAX. Dafür müssen sie zusätzlich nachweisen, ob sie zum Beispiel operativ Geld verdienen („positives EBITDA“). Doch wie entscheidet der Börsenbetreiber, wer diese „Größten“ sind?
Seit einer Reform im September 2021 spielt dabei die sogenannte Marktkapitalisierung die entscheidende Rolle. Im Normalfall schaut sich die Börse zweimal im Jahr an (März und September), welchen Wert die einzelnen Unternehmen haben. Dabei wird die Zahl der frei handelbaren Aktien mit dem Kursstand multipliziert.
Ein Beispiel: Sind von einem Konzern eine Milliarde Papiere zu einem Kurs von 10 Euro handelbar, liegt die Marktkapitalisierung bei zehn Milliarden Euro. Gehört ein bisheriges DAX-Mitglied nach dieser Berechnung nicht mehr zu den Top 40, ein anderes Unternehmen aber schon, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ein Wechsel stattfindet.
Neben diesen regulären Überprüfungen kann die Börse auch kurzfristige Wechsel beschließen, zum Beispiel wenn eine Firma übernommen wird oder in die Insolvenz rutscht.
Was bedeuten Auf- oder Abstieg für eine Aktie?
Ähnlich wie im Fußball bringt die Zugehörigkeit zur ersten Börsenliga den Firmen vor allem eines: mehr Sichtbarkeit. Über sie wird häufiger berichtet als über die zweite Reihe. Darüber hinaus kann eine Aktie auch messbar profitieren. So müssen Fonds und ETFs, die einen Index abbilden, auch anteilig die betreffenden Aktien erwerben.
Gerade in den Tagen und Wochen vor dem Aufstieg in einen „höherwertigen“ Index legen die Kurse solcher Papiere oft zu. Das ist allerdings keine Garantie dafür, dass sich die Aktie mittel- oder langfristig gut schlägt. Dafür ist immer noch die Geschäftsentwicklung der Firma entscheidend.
Mit Material von Reuters und dpa.