Die Diskussion über eine mögliche Aufteilung Deutschlands in mehrere Strompreiszonen bekommt neue Nahrung. Eine Reihe namhafter Energieökonomen hat an diesem Mittwoch einen Aufruf zur Einführung lokaler Strompreise veröffentlicht. In Bayern würde Strom dadurch wahrscheinlich teurer.
Viel Windenergie aus dem Norden kommt nicht in den Süden
Wenn es lokale Strompreise gäbe, würde kein Strom mehr verkauft, der in Wirklichkeit wegen fehlender Leitungen gar nicht transportiert werden kann. In Deutschland ist das aktuell oft der Fall, wenn im Norden viel Windenergie verfügbar ist, die wegen nicht ausreichender Kapazitäten teils nicht im Süden ankommt. Die Folge sind Milliarden Euro teure Ausgleichsmaßnahmen durch die Stromnetzbetreiber.
Ein weiterer möglicher Effekt mehrerer Strompreiszonen: Neue Industrie könnte sich dort ansiedeln, wo das Stromangebot am besten und im Vergleich günstigsten ist, weil ihre Energiekosten dort geringer wären.
Aiwanger will weiter „deutschlandweit einheitliche Strompreiszone“
Letzteres fürchtet die bayerische Staatsregierung. Weil in Bayern so wenig Windräder stehen, würde der Strom hier teurer, und in Norddeutschland billiger – das wäre ein Standortnachteil für den Freistaat. Da drohe Bayern der wirtschaftliche Abstieg, warnte vor einem Jahr schon Ministerpräsident Markus Söder (CSU). „Wir fordern weiterhin die Beibehaltung einer deutschlandweit einheitlichen Strompreiszone“, bekräftigt auf BR24-Nachfrage Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW). Ähnlich hat sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mehrmals geäußert.
Zwölf namhafte Energieökonominnen und -ökonomen fordern jetzt trotzdem, dass eine Aufteilung der Strompreiszonen kommt. Den Text hat die Frankfurter Allgemeine Zeitung veröffentlicht. Unterzeichnet haben unter anderem die Nürnberger Wirtschaftsweise Veronika Grimm, die Energieexpertin am Münchner ifo-Institut Karen Pittel und Christoph Maurer, der an der Universität Erlangen-Nürnberg lehrt.