Essstörungen können tödlich verlaufen
Essstörungen können tödlich verlaufen. Vor allem die Magersucht habe die höchste Sterblichkeitsrate aller psychischen Erkrankungen in dieser Altersgruppe, sagt Dr. Karin Lachenmeir vom Therapie-Centrum für Essstörungen in München. „Es ist nie die eine Ursache, sondern es kommen verschiedene Faktoren zusammen“, warum Menschen Essstörungen entwickeln. Laut Expertin können das zum Beispiel psychische oder familiäre Faktoren sein. Soziale Medien seien aber häufig ein Verstärker. Einige Influencerinnen feuern ihre Follower regelrecht an, noch disziplinierter zu sein.
In der Pubertät sind junge Menschen besonders anfällig für Idealbilder. Und wer online erst einmal nach Begriffen wie Bikini-Body, Skinny oder Diät gesucht hat, bekommt – bedingt durch den Algorithmus – immer mehr solche Inhalte in die Timeline gespült.
#Skinnytok wurde verboten – doch die Inhalte sind weiter online
Dieses Jahr machte der Hashtag Skinnytok Schlagzeilen. Inzwischen wurde der Begriff verboten. Doch oft verändern Influencer nur einen Buchstaben und umgehen die Sperrung. Aber immerhin: Wer nach Inhalten wie Skinny sucht, bekommt auf Instagram oder auch auf TikTok Hilfe angezeigt. Ein erster Schritt, doch verschwunden sind gefährliche Inhalte nicht.
Dabei wären Bilder von normalen Frauen so wichtig. Das sagt auch der Würzburger Kommunikationspsychologe Professor Markus Appel. Er hat an einer Studie mitgearbeitet und Jugendlichen Social-Media-Inhalte mit unterschiedlichen Körperformen gezeigt. Das Ergebnis: BodyPositivity hat die Kraft (externer Link), das Konzept von idealen Körpern zu verändern.
Digitale Streetworkerin kämpft gegen toxische Inhalte
Sabine Dohme von ANAD kämpft online gegen toxische Inhalte. Sie ist digitale Streetworkerin, klärt in sozialen Medien über Essstörungen auf, bietet Hilfe an und postet unter gefährlichen Inhalten fachliche Hinweise. Die eine oder andere Influencerin blocke sie deswegen – schließlich sei die Beauty- und Abnehmbranche ein Milliardengeschäft, sagt Dohme.
„Bleibt mit euren Kindern im Gespräch“
Australien führt im Dezember eine Altersbegrenzung ein. Dort muss man dann mindestens 16 Jahre alt sein, um Social Media nutzen zu dürfen. Deutschland ist noch nicht so weit. Experten fordern, dass Plattformen stärker in die Verantwortung genommen werden müssen. Zudem müsse die Medienkompetenz junger Menschen gestärkt werden und es brauche Geld für mehr digitale Streetworker. Und auch Eltern dürften ihre Augen nicht verschließen. Dohme: „Bleibt mit euren Kindern im Gespräch.“
Maya und Amira geht es heute besser. Maya appelliert an Betroffene, sich Hilfe zu holen. Und Amira sagt rückblickend: „Irgendwann habe ich gemerkt, dass es genug war, was Social Media von uns will, dass wir uns schlecht fühlen, damit wir klicken, kaufen, vergleichen.“
*Name von der Redaktion geändert

