Einkaufen auf Pump boomt: Erstmals zählt die Schufa mehr als zehn Millionen neu aufgenommene Ratenkredite innerhalb eines Jahres. Der stetige Anstieg seit Jahren erkläre sich vor allem mit dem starken Zuwachs bei Kleinkrediten unter 1.000 Euro, sagt die Auskunftei aus Wiesbaden zu den Zahlen für 2024. Jeder zweite Ratenkredit falle inzwischen in diese Kategorie.
Angebote mit dem Versprechen „Kaufe jetzt, bezahle später“ würden Verbraucherinnen und Verbraucher insbesondere im Online-Handel locken, wo schnell per Mausklick eingekauft werden kann.
Ratenkredite: Fast die Hälfte sind Kleinkredite
Bei Krediten unter 1.000 Euro verzeichnete die Schufa 2024 im Vergleich zum Vorjahr einen erneut deutlichen Anstieg: um rund 14,6 Prozent auf rund 4,99 Millionen neue Verträge. Damit waren von den mehr als zehn Millionen Ratenkrediten, die 2024 insgesamt neu abgeschlossen wurden, fast die Hälfte (49,8 Prozent) Kleinkredite unter 1.000 Euro.
Die Zahl neuer Ratenkredite über 1.000 Euro ist von 2023 auf 2024 weit weniger stark angestiegen: um knapp vier Prozent auf gut 5,03 Millionen Verträge. Insgesamt, also zusammen mit noch laufenden Verträgen, hatten Verbraucherinnen und Verbraucher laut der Schufa-Daten knapp 19,6 Millionen Ratenkredite bei Banken laufen. Das sind gut 574.000 mehr als ein Jahr zuvor.
Vor allem Menschen im mittleren Alter haben immer mehr laufende Ratenkredite. In der Altersklasse der 35- bis 44-Jährigen erhöhte sich die Zahl von knapp 4,1 Millionen im Jahr 2020 auf 5,2 Millionen im vergangenen Jahr. Auch bei den jungen Menschen im Alter von 18 bis 34 Jahren zeigt sich ein Anstieg, jedoch weniger deutlich.
Warnung vor Überschuldungsrisiko
„Dieser starke Anstieg der laufenden Kleinkredite unterstreicht das potenzielle Überschuldungsrisiko durch zu viele Kleinkredite wie etwa von Buy-Now-Pay-Later“, erklärt Ole Schröder aus dem Vorstand der Schufa. „Verbraucher verlieren leichter den Überblick über die monatlichen Raten und damit die Gesamtschuldenlast.“
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) weist darauf hin, dass es dabei im Gegensatz zu den klassischen Bezahlmethoden „Kauf auf Rechnung“ und „Ratenkauf“ zwar möglich ist, auch kleinere Rechnungsbeträge als üblich in mehrere Raten aufzuteilen und dafür keinen Kreditantrag zu stellen. Zugleich könne diese Bezahlmethode aber auch zur „Schuldenfalle“ werden.
Denn einige Finanzierungen über „Buy now pay later“, insbesondere für Beträge unter 200 Euro, sind demnach derzeit noch von bestimmten Regelungen ausgenommen – wie etwa einer Kreditwürdigkeitsprüfung desjenigen, der das Bezahlmodell in Anspruch nimmt. „Was wie ein Vorteil klingen mag, ist de facto ein Nachteil“, erklärt die Bafin auf ihrer Internetseite. Denn Verbraucher, „die solche kreditbasierten Zahlarten nutzen, weil das Geld knapp ist, müssen allein beurteilen, ob sie sich den Kauf leisten können oder nicht“.
Tipps für Verbraucher: Eigene Finanzen nicht überschätzen
Grundsätzlich rät die Bafin Verbrauchern deshalb dazu, innerhalb ihrer finanziellen Möglichkeiten zu bleiben. Einzelne Tipps von Bafin, Bankenverband oder auch Verbraucherschützern lassen sich so zusammenfassen:
- Kontostand, monatliche Fixkosten und sonstige übliche Ausgaben beachten.
- Nicht von niedrigen Raten blenden lassen, sondern den Gesamtbetrag im Blick behalten.
- Auf mögliche Zinsen und Gebühren für „Buy now pay later“ achten.
- Kritisch bleiben, wenn Zusatzprodukte wie beispielsweise eine Kreditkarte angeboten werden.
- Gegebenenfalls auf die Klausel „spätestens bei Fälligkeit zu zahlen“ achten. Denn: „Verzugszinsen, Mahngebühren und Kosten für das Inkasso können hoch sein“, so der Bankenverband.
- Nicht mehr auf Pump kaufen, als man sich leisten kann, warnen Verbraucherschützer – zumal wenn die Finanzierung zum Nulltarif angepriesen wird. Nicht die eigene Finanzkraft überschätzen!
Rückzahlung bei 98,1 Prozent zuverlässig
Allerdings werden Ratenkredite überwiegend vertragsgemäß bedient. Wie bei der Schufa-Analyse ein Jahr zuvor zahlten Verbraucherinnen und Verbraucher vergangenes Jahr in 98,1 Prozent der Fälle das Geld zuverlässig zurück. Der Anteil der Verträge, bei denen es mit der Rückzahlung Probleme gab, lag nach Schufa-Berechnungen unverändert bei 1,9 Prozent.
Mit Informationen von dpa und AFP