Um Mitternacht ist die Tarifeinspruchsfrist abgelaufen – jetzt sei der Weg frei für die Unternehmenssanierung, heißt es von ZF. Der Automobilzulieferer mit Sitz in Friedrichshafen ist nach teuren Zukäufen hoch verschuldet und muss sparen: Am Standort Schweinfurt werden deshalb fast 1.000 Arbeitsplätze gestrichen.
Mit der Zustimmung des Gesamtbetriebsrats und der bundesweiten Abstimmung der IG Metall-Mitglieder an Standorten von ZF besteht dafür nun grünes Licht. 91 Prozent aller Befragten an allen ZF-Standorten in Deutschland stimmten laut IG Metall den Sparmaßnahmen letzte Woche zu, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden.
Stellenabbau in Schweinfurt vor allem im Bereich Elektromobilität
Die mit den Betriebsräten und IG Metall-Vertretern im Vorfeld vereinbarten Maßnahmen sehen für den Standort Schweinfurt mit insgesamt rund 8.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor, dass 965 Arbeitsplätze abgebaut werden.
Im Bereich Elektromobilität und dem Bau von Elektromotoren für die Automobilindustrie sollen 835 Stellen bis Ende 2027 wegfallen. In anderen Bereichen am Standort Schweinfurt sind es 130 weitere Stellen. Im Bereich Elektromobilität sind am Standort Schweinfurt rund 5.500 Mitarbeiter beschäftigt.
Den Arbeitsplatzabbau wollen Unternehmensleitung, Betriebsrat und IG Metall mit Vorruhestands- oder Altersteilzeitregelungen und Abfindungs- und Weiterqualifikationsangeboten schaffen.
Tariferhöhung verschoben, Arbeitszeitabsenkung verlängert
Der Sparplan beinhaltet auch, dass unter anderem die geplante Tariferhöhung von 3,1 Prozent um ein halbes Jahr nach hinten verschoben wird. Außerdem läuft die seit Dezember letzten Jahres vereinbarte Arbeitszeitabsenkung von 35 auf 32,5 Stunden in der Woche nicht nur bis Januar 2026, sondern bis Ende 2027 – also fast weitere zweieinviertel Jahre. Mit dem Verzicht auf sieben Prozent ihres Lohnes hoffen die ZF-Mitarbeiter, dass betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden.
Unsicherheit in der Region bleibt
Im Sommer fürchteten die ZF-Mitarbeiter am Standort Schweinfurt, dass im schlimmsten Fall bis zu 4.000 Arbeitsplätze abgebaut werden. Das konnte vorerst zwar verhindert werden, die Lage in Schweinfurt bleibt aber unsicher: Bis spätestens Ende März nächsten Jahres will ZF entscheiden, ob es seine Elektromotoren weiter selbst baut oder aus Kostengründen von außen zukauft. Wäre das der Fall, würde weiterer Arbeitsplatzabbau am Standort Schweinfurt drohen.
Unabhängig von ZF fallen in der Region auch viele andere Jobs weg: Bei Schäffler in Schweinfurt 600 Arbeitsplätze, bei Preh in Bad Neustadt sind schon 410 Stellen abgebaut worden. Siemens in Bad Neustadt plant 140 Stellen zu streichen und Valeo – auch in Bad Neustadt – hat schon 310 Jobs gestrichen, weil die Elektromotorenproduktion nach Polen verlegt wurde. Außerdem will Valeo in Ebern von rund 1.100 Arbeitsplätzen rund 280 abbauen. Bei Bosch-Rexroth in Augsfeld werden 80 Stellen gestrichen und bei SKF in Schweinfurt wird noch verhandelt.

