In den kommenden Jahren wird die Bundeswehr so viel Geld für neues Material ausgeben wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Allein bei schwerem Gerät für das Heer geht es um Tausende von Fahrzeugen, vom Kampfpanzer Leopard 2 über Haubitzen und Schützenpanzer bis hin zu Luftabwehr- und Transportfahrzeugen.
Dazu kommen Aufträge von Nato-Partnern. Beim sogenannten Roll-Out des ersten Leopard 2 in der neuen Version A8 beim Hersteller KNDS Deutschland in München sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), auch in Zeiten von Drohnen benötigten die Streitkräfte viele moderne Panzer.
Gipfel soll Rüstungsfirmen und Zulieferer zusammenbringen
Nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine habe man auch reagiert. Auf der einen Seite habe die Bundeswehr ihre Beschaffungsprozesse beschleunigt. Und auch die Rüstungsindustrie sei dabei, ihre Produktionsrate deutlich hochzufahren. Das reiche aber nicht, so Pistorius.
Im Dezember will er nun gemeinsam mit Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) einen Gipfel für die Rüstungsindustrie veranstalten. Dort sollen klassische Verteidigungsunternehmen mit Firmen aus anderen Branchen wie Fahrzeug- und Maschinenbau zusammenkommen und Kooperationen ausloten, um Tempo und Kapazitäten zu erhöhen. Gleichzeitig versprach der Minister, die Abläufe im Beschaffungsamt der Bundeswehr in Koblenz weiter zu verschlanken.
Leopard 2 ist ein modernisierter Oldie
Bei dem Termin in München stand der neue Leopard 2A8 im Mittelpunkt. Er werde von der Truppe dringend erwartet, so Generalleutnant Christian Freuding, der neue Inspekteur des Heeres. Denn die heutigen Bestände haben zum Teil Jahrzehnte auf dem Buckel bzw. unter der Kette.
Wären die Panzer der Bundeswehr zivile Fahrzeuge, dann hätten viele von ihnen Anspruch auf ein sogenanntes H-Kennzeichen, das im Straßenverkehr Oldtimer kennzeichnet: Die Fahrzeuge wurden ursprünglich in den 80er und 90er Jahren ausgeliefert und seither immer wieder teuer modernisiert. Jetzt sollen die Streitkräfte aber neues Gerät erhalten. Von der aktuellsten Version Leopard 2A8 sind 123 Stück bestellt, Aufträge für mehrere hundert weitere Exemplare werden erwartet.
Norwegen als Partner
Gleichzeitig erhielt heute auch Norwegen einen der neuen Leopard-Panzer. Dabei sorgte die norwegische Verteidigungs-Staatssekretärin Marte Gerhardsen für einen modischen Tupfer: Sie trug Pumps mit Raubkatzenfell-Muster. Das skandinavische Land hat dutzende Fahrzeuge bestellt, die weitgehend baugleich mit der deutschen Variante sind.
Litauen, die Niederlande und Tschechien haben ebenfalls geordert. Rüstungspolitisch gilt das als eine kleine Revolution. Die Länder bestehen nicht mehr auf eigenen, aufwändig entwickelten Spezialversionen, sondern kaufen quasi von der Stange. Das soll Kosten und Lieferzeiten drücken und dafür sorgen, dass im Ernstfall einheitliche Ersatzteile verwendet werden können.
Zwischen High-Tech und Übergewicht
Es gibt aber durchaus auch Kritik am neuen Leopard 2. Zwar hat er mit dem System Trophy eine moderne Drohnenabwehr an Bord, allerdings ist er wegen einer aufgerüsteten Panzerung knapp 70 Tonnen schwer und damit eine Herausforderung für viele Brücken.
Außerdem wird die Kanone nach wie vor von Hand geladen, was bei einem Geschossgewicht von mehr als 20 Kilo eine belastende Knochenarbeit ist. Damit gilt der Leopard 2 samt seiner vierköpfigen Mannschaft als wahrscheinlich der letzte seiner Art. Denn inzwischen geht die Entwicklung im Panzerbau hin zu kleineren Besatzungen, automatischen Ladesystemen und unbemannten Türmen.

