„Mehr Höhe beim Wohnungsbau schafft natürlich mehr Wohnraum“, sagt Mark Michaeli von der TU. Das bedeute aber nicht, dass zwingend mehr Hochhäuser benötigt werden. Generell gelten in Bayern nach der bayerischen Bauordnung Gebäude ab 22 Metern als Hochhäuser.
„Das Hochhaus ist keine Lösung für die Wohnungsfrage als solche, sondern bleibt eine Einzellösung“, sagt Stadtanthropologin Genz. Auch, weil der Bau eines Hochhauses teuer ist: „Die höheren Stockwerke werden in der Regel Eigentumswohnungen, die dann bezahlbare oder subventionierte Wohnflächen mitfinanzieren.“ Diese Preisklassen führen aber eben nur bedingt zur großen Entspannung der Wohnungsmärkte, sagt Pätzold vom Deutschen Institut für Urbanistik. Es fehlen vor allem bezahlbare Wohnungen für Menschen mit „normalen“ Einkommen und das kann kaum im Neubau, sondern vor allem in den ausfinanzierten Wohnungsbeständen gesichert werden.
Der für Hochhäuser notwendige Abstand zu anderen Gebäuden frisst zudem Fläche. Dadurch wird ein Hochhaus ineffizienter. Hinzu kommt: Je höher ein Turm ist, desto mehr Aufzüge und auch tragende Pfeiler benötigt es. Das bedeutet, es steht weniger nutzbarer Raum zur Verfügung. „Wenn das Ziel ist, eine bestimmte Menge von Menschen in Wohnungen unterzubringen, geht es aber um die Dichte. Also: Wie viele Menschen leben auf wie viel Fläche?“, erklärt Michaeli.
Blockrandbebauung ähnlich effektiv wie Hochhäuser
In einer Stadt wie München könne man in der Regel mit einer optimierten Blockrandbebauung eine ebenso große Dichte wie mit einem Hochhaus erreichen, sagt Michaeli. Und das mit dem ungefähr gleichen Landverbrauch. Blockrandbebauung bedeutet: Eine Gruppe von mehrgeschossigen Gebäuden umschließt dabei einen Block, darin liegt ein gemeinsamer Hof. „Optimierte Blockrandbebauung heißt aber nicht vier Geschosse, sondern eher acht – also ein Gebäude knapp unter der Hochhausgrenze“, sagt Michaeli. Das ist etwa doppelt so hoch wie die Höhe der Münchner Gebäude im Mittel bisher.
Die Mischung machts
Auf der anderen Seite: „Wenn wir nur noch geschlossene Stadtstrukturen – also Blockrandbebauung – bauen, wird der öffentliche Raum in den Städten wahnsinnig knapp“, erklärt Michaeli. Die Menschen benötigten aber auch freie Flächen zum Beispiel für Spielplätze. Deshalb könne es an einigen Punkten in der Stadt auch sinnvoll sein, Hochhäuser zu errichten – zum Beispiel, wenn Grundstücke ansonsten nur schlecht erschließbar sind. „Wir sprechen aber von Hochhäusern bis zu einer Höhe von circa 20 Geschossen“, sagt Michaeli. Höhere Gebäude brächten wieder weitere Schwierigkeiten mit sich, wie die Anfahrt für die vielen Bewohnerinnen und Bewohner oder der Zugang für die Feuerwehr.
„Mit einer Mischung aus Blockrandbebauung und den offenen, mit kleineren Hochhäusern garnierten Strukturen kann man eine fast vergleichbar hohe Dichte wie mit einer reinen Blockrandbebauung erreichen – aber auch wesentlich mehr Grün.“ Würde bei der Planung die soziale Infrastruktur, also Ärztezentren, Supermärkte und Kulturangebote, mitgedacht, könnte der Bau von Hochhäusern das Umziehen an den Stadtrand attraktiver machen, ergänzt Genz.
Nutzen, was schon da ist
Um mehr Wohnraum zu schaffen, könnte laut Michaeli bereits das Anheben der durchschnittlichen Geschosszahl etwas bewirken. Und: „Das ist aber momentan aufgrund der gesetzlichen Lage nicht überall möglich.“ Denn: Neue Bauvorhaben müssen sich in ihrer Bauweise nach §34 Baugesetzbuch in die „Eigenart der näheren Umgebung“ einfügen. Außerdem sei das nicht immer im Interesse der vielen privaten Eigentümer. Neue Grundrisse sollten zudem flexibel konstruiert werden, um sie an die sich ändernden Biografien und die örtliche Wohnungsnachfrage anpassen zu können, so Genz.
Fazit: Hochhäuser schaffen mehr Wohnraum. Sie sind aber nur im Einzelfall sinnvoll. Bereits das Aufstocken vorhandener Gebäudehöhen könnte, dort, wo es möglich ist, etwas bewirken.