Bisher war BMW mit seinen Elektroautos mäßig erfolgreich. Zwar verkaufen die Münchner mittlerweile anteilsmäßig deutlich mehr Stromer als die deutsche Konkurrenz. Im vergangenen Jahr lag der Elektroanteil aller ausgelieferter Fahrzeuge bei 18 Prozent. Doch der ganz große Wurf war noch nicht dabei. Der soll nun aber kommen.
„Neue Klasse“ soll den Umschwung bringen
Das erste Modell der neuen Reihe ist ein SUV der oberen Mittelklasse. Der sogenannte iX3 soll aufgrund eines effizienten Antriebs und neuer Batterien laut BMW deutlich mehr Reichweite bringen, nach WLTP-Standard sollen bis zu 800 Kilometer möglich sein. WLTP ist das standardisierte Testverfahren in der EU, in dem der Verbrauch gemessen wird.
Die Münchner versprechen zudem deutlich schnellere Ladezeiten als bei den Vorgängermodellen. Zudem bekommt das Auto eine neue Software und auch das Bedienkonzept wurde radikal verändert. Der Listenpreis beginnt bei unter 70.000 Euro. Das ist zwar immer noch viel Geld, aber schon um einiges günstiger als ähnliche Angebote im Premiumsegment. So beginnen die Listenpreise bei den X3-Verbrennermodellen bei knapp 60.000 Euro.
Der neu vorgestellte iX3 ist nur der Anfang. In den nächsten Monaten sollen Dutzende weitere Fahrzeuge der „Neuen Klasse“ folgen, unter anderem eine 3er-Limousine, die im Stammwerk in München gebaut wird.
Woher der Name der Elektroreihe kommt
Die Bezeichnung „Neue Klasse“ ist mit Bedacht gewählt. So eine Reihe gab es schon einmal bei BMW. 1961 wurde das erste Modell auf der damaligen IAA vorgestellt. Der BMW 1500 war ein Mittelklasseauto und genau in diesem Segment fehlte dem Hersteller damals ein Angebot. Bis 1972 wurden Limousinen dieser Serie hergestellt. Das reichte, um den damals angeschlagenen Konzern aus der Krise wieder in die erste Liga zurückzubringen. Denn diese Autos und die Nachfolger prägten das Image der Marken in den kommenden Jahren.
Vorstandschef Oliver Zipse wünscht sich nun offensichtlich eine Wiederholung der Geschichte. Auch der iX3 und die weiteren Modelle sollen mehr Schwung bei den Elektroautos bringen. Ob die Klasse ein Erfolg wird, entscheiden aber letztendlich die Kunden. Und da hängt es nicht nur vom Angebot der Hersteller ab, sondern auch von der Ladeinfrastruktur, einer möglichen Förderung und den Strompreisen.
BMW geht voll ins Risiko
Bei der „Neuen Klasse“ war das Motto offensichtlich: nicht kleckern, sondern klotzen. So wurde unter anderem in Ungarn, in Debrecen, für das Auto eine eigene Fabrik aus dem Boden gestampft. Das Münchner Stammwerk wird gerade mit viel Aufwand für das Elektrozeitalter umgebaut und auch insgesamt wurde viel in das Auto investiert. Mit dem Engagement riskiert BMW, noch einmal bei der Elektromobilität zu scheitern. 2013 brachten sie den i3 auf den Markt. Doch so richtig kam das Elektroauto bei den Kunden nicht an. Für BMW war damit für Jahre erst einmal Schluss mit der geplanten Antriebswende.
Neue Klasse leitet Strategiewechsel ein
Doch man scheint in den Chefetagen hierzulande zu wissen, dass der Elektromobilität die Zukunft gehört und man überzeugende Angebote braucht, wenn man den Anschluss nicht verlieren will. So bastelt VW gerade an einem kleinen, bezahlbaren Elektroauto, dem ID2.Polo und Mercedes hat bereits vor ein paar Wochen die elektrische Limousine CLA vorgestellt, die mit ähnlichen Reichweiten und Preisen wie der iX3 auf den Markt kommt. Die Zeit drängt, auch wenn der Elektropionier Tesla gerade an Boden verliert, immer mehr chinesischen Herstellern reicht der heimische Markt nicht mehr und sie streben mit konkurrenzfähigen Modellen nach Europa, wie zum Beispiel MG und BYD, XPeng, Nio oder Leapmotor.