Die Regeln für den Einzelhandel in Bayern bleiben insgesamt vergleichsweise streng. Auch künftig müssen Geschäfte mit Personal spätestens um 20 Uhr schließen. Doch das am 1. August in Kraft getretene bayerische Ladenschlussgesetz sieht eine wichtige Ausnahme vor: Läden ohne Personal dürfen rund um die Uhr geöffnet haben. Hier gehört Bayern mit zu den Vorreitern unter den Bundesländern.
Rund um die Uhr einkaufen: Bayerisches Ladenschlussgesetz macht es möglich
Schon bisher haben immer mehr solche Minisupermärkte geöffnet. Doch rechtlich befanden sie sich in einem Graubereich. Jetzt gibt es eine einheitliche Regelung. Kleinstsupermärkte ohne Personal und mit bis zu 150 Quadratmetern Verkaufsfläche dürfen täglich 24 Stunden öffnen – auch an Sonn- und Feiertagen. Kommunen dürfen die Öffnung an Sonn- und Feiertagen auf ein Minimum von acht Stunden beschränken, um beispielsweise das Ruhebedürfnis von Anwohnern zu berücksichtigen. Gestattet ist das übliche Warensortiment von Supermärkten.
Dorfladen ohne Personal – in Bayern immer häufiger
Gerade in ländlichen Gegenden, wo auch keine Tankstellen rund um die Uhr geöffnet haben, haben sich einige dieser Minisupermärkte bereits etabliert. Aktuell gibt es bundesweit etwa 290 dieser autonomen Nahversorger. In Bayern haben bereits 44 solcher Kleinsupermärkte geöffnet. Es gibt Ketten wie Tante-M, Tante Enso, Teo und Dorfladenbox, die wochentags innerhalb der allgemein gültigen Ladenöffnungszeiten teilweise mit Personal besetzt sind. Außerhalb der Zeiten müssen die Kunden in jedem Fall ihren Einkauf allein abwickeln, also selbst die Waren scannen und bezahlen. Das funktioniert zum Teil über eine App auf dem Handy des Einkäufers, zum Teil ist eine Kundenkarte nötig.
Auch Automatenboxen auf dem Vormarsch
Daneben gibt es auch immer mehr Automatenboxen, auf die das neue Ladenschlussgesetz ebenfalls zutrifft. Auf Knopfdruck landet die gewünschte Milch, der Schinken oder der Käse im Ausgabefach. Solche Automatenboxen sind sowohl in ländlichen Gebieten als auch in Städten verbreitet.
Nach einer Erhebung der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn gibt es deutschlandweit inklusive der Automatenboxen bereits über 700 Smart Stores. In Bayern sind es gut 180. Fachleute sind überzeugt, dass die Entwicklung jetzt erst richtig Fahrt aufnimmt – und das nicht nur bei den Verkaufsautomaten, sondern auch bei den Minisupermärkten.
Personallose Nahversorgershops schließen Lücken auf dem Land
Nach Ansicht von Markus Wagner von der Handelsberatung GMA gibt es durchaus noch Lücken in der ländlichen Nahversorgung. Dort wo sich ein personalbetriebener Supermarkt wirtschaftlich nicht trage, könne so ein Minisupermarkt eine Alternative sein. Wagner hat ganz Deutschland analysiert und 800 weitere Ortschaften gefunden, in denen sich so ein Smart Store mit einem umfassenden Sortiment rechnen könnte. Allein in Bayern gibt es demnach Potenzial für knapp 270 zusätzlicher Dorfläden ohne Personal.
Bayern hat mit dem neuen Ladenschlussgesetz dafür gesorgt, dass nun schnell mehr Smart Stores entstehen könnten. Anbieter Tante-M jedenfalls freut sich, dass der Freistaat jetzt attraktiver geworden ist und sucht nach eigenen Angaben hier bereits nach weiteren Standorten. Ähnliche Regelungen für eine 24/7-Öffnung von Läden gibt es bislang nur in Mecklenburg-Vorpommern, Hessen und Sachsen-Anhalt.
Bringt Bündnis das bayerische Ladenschlussgesetz zu Fall?
Allerdings könnte vor Gericht das bayerische Ladenschlussgesetz noch gekippt werden. Die „Allianz für den freien Sonntag“, ein Bündnis aus kirchlichen Verbänden und Gewerkschaften, will eine Popularklage vor dem Verfassungsgerichtshof des Freistaats erheben. Die Allianz ist der Ansicht, dass das Gesetz zu viele Ausnahmen enthalte, die den Sonntagsschutz unterlaufen.