Welche ökologischen und sozialen Probleme entstehen beim Abbau?
Die Gewinnung Seltener Erden ist teilweise extrem umweltschädlich. In vielen Abbauregionen Asiens werden giftige Chemikalien eingesetzt, radioaktive Nebenprodukte gelangen in Böden und Gewässer. Für Menschen und Tiere bedeutet das Gesundheitsrisiken und zerstörte Landschaften. Die EU versucht deshalb, neue Abbauprojekte an strengere Umwelt- und Sozialstandards zu binden.
Wofür werden Seltene Erden gebraucht?
Seltene Erden stecken heute in fast allen modernen Technologien. In Smartphones und Laptops verbessern sie Lautsprecher und Bildschirme, in der Elektromobilität sorgen sie für kompakte, leistungsstarke Antriebe. Auch in Windkraftanlagen, Medizintechnik und der Halbleiterfertigung spielen sie eine Schlüsselrolle, ebenso in Präzisionsoptiken, Flugzeugtriebwerken und Satelliten.
Warum sind Seltene Erden für die Energiewende so unverzichtbar?
Die Energiewende basiert auf regenerativen Strom aus Sonne, Wind und Wasser sowie auf Elektroantrieben. Für all das werden starke und leichte Magnete benötigt, wie sie nur Seltene Erden ermöglichen. Laut internationalen Prognosen wird deshalb der Bedarf in den kommenden Jahren drastisch steigen: Der Ausbau von Windparks, die Verbreitung von Elektroautos und die weltweite Digitalisierung treiben den Verbrauch weiter an.
Wie abhängig ist Europa – und speziell Deutschland – von China?
Europa importiert nahezu alle Seltenen Erden aus Drittstaaten, vor allem aus China. Recycling spielt bislang kaum eine Rolle, weil es technisch schwierig und teuer ist. Deshalb hat die EU mit dem Critical Raw Materials Act erstmals feste Zielquoten eingeführt: Bis 2030 sollen zehn Prozent der benötigten Mengen in der EU gefördert, 40 Prozent verarbeitet und 25 Prozent recycelt werden.
Wie sicher sind die Lieferketten?
Die Lieferketten gelten als fragil. Exportbeschränkungen oder geopolitische Spannungen könnten schnell Produktionsstopps nach sich ziehen. Besonders verwundbar wären Autohersteller, Windkraftproduzenten, Elektronikfirmen und der Maschinenbau. Auch die Halbleiterindustrie ist betroffen, weil Seltene Erden in Chips und Sensoren eingesetzt werden.
Welche Alternativen gibt es – und wie weit ist das Recycling?
Manche Motoren arbeiten inzwischen ohne Permanentmagnete, andere setzen auf eisenbasierte Ferritmagnete. Diese sind zwar günstiger, aber weniger leistungsstark. Vollwertige Ersatzstoffe gibt es kaum. Mehrere europäische Forschungsprojekte erproben Recyclingverfahren, um Magnete aus Elektroschrott zurückzugewinnen und wiederzuverwenden. Die Verfahren funktionieren, müssen aber noch in den industriellen Maßstab überführt werden.
Wie bedeutend sind Seltene Erden für die bayerische Wirtschaft?
Die Abhängigkeit Bayerns ist groß: Automobilhersteller, Maschinenbauer, Energietechnik und Halbleiterindustrie hängen direkt von Seltenen Erden ab. BMW, Siemens Energy oder Infineon nutzen sie in Motoren, Generatoren und Chips. Forschende am Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg oder am Fraunhofer IWKS in Alzenau arbeiten an Recyclingverfahren und Ersatzmaterialien. Ziel ist, Kreisläufe zu schließen und Bayerns Industrie unabhängiger zu machen.

