Praktisch ist Siemens Healthineers in Franken zu Hause. So eröffnet der Erlanger Konzern am kommenden Freitag ein neues Werk in Forchheim. Für die Vorstellung seiner neuen Vier-Jahres-Strategie zog es Siemens Healthineers allerdings nach London.
Dort beschrieben die Konzernchefs, wie sie mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) ihre Marktführerschaft weiter ausbauen wollen. Im Zuge der Neuausrichtung schneidet das Unternehmen auch seine Geschäftsbereiche neu zu.
Vollautomatisierte Routineuntersuchungen dank KI?
Schon jetzt kommt KI bei dem Medizintechnikkonzern zum Einsatz. Wo die Reise hingehen könnte, beschreibt CEO Bernd Montag mit einem Beispiel. Eine Routineuntersuchung wie ein Lungenkrebs-Scan könnte künftig vollautomatisiert ablaufen. Mithilfe künstlicher Intelligenz soll im Anschluss auf Basis der gewonnenen Gesundheitsdaten ein Befund erstellt – sowie eine Therapieempfehlung gegeben werden.
Siemens Healthineers würde so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: vollautomatisierte Routineuntersuchungen machen die Kunden der Healthineers – Kliniken etwa – unabhängiger vom Fachkräftemangel und der demografischen Entwicklung. Zudem würde ein solches Verfahren es dem Unternehmen auch ermöglichen, mehr Computertomografen und andere Geräte in Länder zu verkaufen, wo es ohnehin an qualifiziertem Personal fehlt – Schwellenländer etwa. Mit Blick auf die Kosten des Gesundheitssystems helfe der Einsatz von KI, effizienter und personalisierter zu arbeiten, heißt es.
Neuer Zuschnitt der Sparten
Im Zuge der beim Kapitalmarkttag in London präsentierten Strategie für die Jahre 2027 bis 2030 schneidet Siemens Healthineers seine Geschäftsbereiche neu zu. Statt vier Sparten gibt es künftig drei. Der 2021 übernommene US-Krebsspezialist Varian geht nun mit dem Therapiegeschäft in einer neuen Sparte namens „Precision Therapy“ auf. Das Diagnostik-Geschäft soll künftig noch selbstständiger sein und eine eigene Strategie verfolgen. Das solle dem Unternehmensbereich „mehr Freiheiten“ bringen, so Konzernchef Bernd Montag.
Spekulationen um Diagnostik-Geschäft
Diese Entwicklung befeuert seit Jahren aufflackernde Spekulationen, wonach sich Siemens Healthineers von seinem Diagnosegeschäft trennen könnte. Montag betonte erneut, dass die Sparte quasi keine Synergieeffekte mit dem Kernbereich des Unternehmens habe. Dass der Geschäftsbereich bis 2030 noch Teil des Erlanger Konzerns sei, könne er nicht versprechen, so Montag auf eine entsprechende Nachfrage.
Healthineers gehen von stetigem Wachstum aus
Erst vor ein paar Tagen hatte Siemens Healthineers Bilanz für das Geschäftsjahr 2025 gezogen. Unter dem Strich stehen knapp 2,2 Milliarden Euro Gewinn und ein Umsatz von mehr als 23 Milliarden Euro. Das kommende Jahr bezeichnet der Medizintechnikkonzern als Übergangsjahr. Für 2026 rechnet Siemens Healthineers mit einem Umsatzwachstum zwischen fünf und sechs Prozent. In den Folgejahren bis 2030 sollen es dann fünf bis sieben Prozent mehr sein. Die Erlanger gehen davon aus, dass künstliche Intelligenz dabei helfen wird, ihre Rolle als „Markt- und Innovationsführer“ weiter auszubauen.

