Die Stände deutscher Unternehmen muss man auf der nach eigenen Angaben weltweit führenden Fachmesse Intersolar erstmal suchen. Denn der sogenannte „Solarboom“, dessen Ende nach Einschätzung des Bundesverbands Solarwirtschaft nicht absehbar ist, kommt vor allem aus China.
Einer der deutschen Aussteller auf dem Münchner Messegelände: das Unternehmen SMA aus Hessen. Es behauptet sich trotz der übermächtigen Konkurrenz, so Unternehmenssprecher Eric Quiring. Das gelinge, indem immer neue Lösungen angeboten würden – „viel Innovation“ – bei gleichzeitig sehr hoher Qualität und Lebensdauer der Produkte.
Solaranlagen steuerbar aus China?
Über 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie 1,5 Milliarden Euro Umsatz scheinen die Strategie „Qualität made in Germany“ zu bestätigen. Auch das Thema Cybersicherheit spiele eine wichtige Rolle. SMA stellt sogenannte Wechselrichter her, die Gleichstrom aus Solarmodulen umwandeln. Solche Systeme seien ohnehin in deutscher Produktion besser aufgehoben – wegen der Datensicherheit und sogar Fernsteuerbarkeit, warnt Quiring. Sollten ausländische Akteure durch Hacks oder direkt eingebaute Fernsteuerungen Zugriff auf die Systeme erhalten, sei das ein großes Risiko für das deutsche und europäische Stromnetz.
Forderung: Aktivere deutsche Industriepolitik
Weniger Marktmacht und auch Bedrohung der heimischen Wirtschaft – deswegen wünschen sich Hersteller, Verbände und auch Wissenschaftler eine aktivere, deutsche Industriepolitik und die Förderung heimischer Hersteller. Italien, Frankreich und Österreich seien bereits weiter. Dort habe der Wiederaufbau einer europäischen Solarindustrie schon begonnen. Ralf Preu vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg nennt ein Beispiel aus dem fernen Sizilien.
Dort würde zur Zeit eine kombinierte Zellen und Modulproduktion entstehen. Viele europäische Maschinenbauer seien mit beteiligt. Und auch europäische Institute, die versuchen würden, zu unterstützen, um „das zu einer schlagkräftigen Produktion zu machen“.
Ziel: Wiederaufbau europäischer Solarindustrie
Die politischen Rahmenbedingungen, um Solarprodukte wieder vermehrt in Europa herzustellen, seien vorhanden. Das tragische daran: in Deutschland sei eigentlich das Wissen über die gesamte Produktionskette auf höchsten Niveau vorhanden, so Ralf Preu. Aber es komme nicht in die Industrie. Marktreife Produkte würden gar nicht erst entstehen. Das bedauert auch Carsten Körnig, der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft. Deutschland habe einen großen Absatzmarkt, den größten innerhalb von Europa, „und es wäre doch schön, wenn wir uns von diesem Markt wieder ein größeres Stück Kuchen abschneiden können“.
Bei der neuen Bundesregierung will der Verband weiter für eine stärkere Fertigung in Deutschland werben. Denn von den Vorschlägen des Verbande sei bislang nichts umgesetzt worden.
Unklare Menschenrechtslage in China
Der Wiederaufbau einer europäischen Solarindustrie würde auch vor dem Hintergrund der Menschenrechtslage in China Sinn machen. Denn Einblicke in chinesische Fabriken seien nicht möglich. Schon gar nicht dort, wo ein Großteil chinesischer Solartechnik entsteht: in den von der unterdrückten Minderheit der Uiguren bewohnten Regionen.