Nach dem israelischen Angriff auf den Iran sind die Preise für Erdöl und Erdgas kräftig gestiegen. Der Automobilclub ADAC rechnet deshalb schon in Kürze mit einem entsprechend höheren Benzinpreis. „In der Regel lässt eine Preisanhebung an den Zapfsäulen nach einer deftigen Ölpreisverteuerung nicht lange auf sich warten“, sagte ADAC-Sprecher Andreas Hölzel am Freitag der Funke-Mediengruppe.
ADAC: „Zeitnah und abends tanken“
Am Freitagnachmittag lagen die Preise an den Zapfsäulen bereits zwei Cent über dem Wert vom Vortag. Doch bei diesem leichten Anstieg wird es laut Expertenschätzungen nicht bleiben. Der Preis für ein Barrel Rohöl der Sorte Brent sei im Vergleich zum Donnerstag von etwa 69 US-Dollar auf rund 75 US-Dollar gesprungen, wie der Sprecher sagte. Die Mineralölkonzerne würden die höheren Rohölpreise wahrscheinlich schnell an die Autofahrerinnen und Autofahrer weitergeben. Die Empfehlung: zeitnah tanken, „und zwar idealerweise abends, weil dann der Sprit im Tagesverlauf am günstigsten ist“, so Hölzel.
Ölpreis, Weltmarkt, Handelswege: Das sind die Zusammenhänge
Dass der Ölpreis so stark gestiegen ist, liegt nicht allein an womöglich beeinträchtigten iranischen Ölexporten allein. Laut Experten könnte dieser Ausfall vom globalen Ölmarkt zunächst verkraftet werden, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. „Man muss nun auch befürchten, dass andere Ölförderanlagen der Region unter Beschuss geraten, sollte sich aus dem Angriff ein größerer Konflikt entwickeln“, sagte der Chef-Marktanalyst des Finanzhauses CMC Markets, Jochen Stanzl.
Warum eine Meerenge entscheidend für den Spritpreis ist
Deutlich größere Auswirkungen auf den Ölpreis hätte es, wenn der Iran die Straße von Hormus schließt. Das ist eine Meerenge, die den Persischen Golf mit dem Golf von Oman verbindet. Der Iran hat im Falle eines Angriffs immer wieder mit der Blockade der Meerenge gedroht. Diese Stelle muss ein Fünftel der weltweiten Öltransporte passieren, rund 21 Millionen Barrel Rohöl werden hier laut Experten täglich transportiert. Auch ein Viertel des weltweit verflüssigten Erdgases (LNG) muss durch die Straße von Hormus.
Theoretisch könnten zwar andere Länder als Öllieferanten einspringen, allerdings sind mit Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten zwei wichtige Erdölproduzenten auf die Straße von Hormus als Handelsweg angewiesen. Auch Russland kommt für viele westliche Länder wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine als Ersatzlieferant nicht infrage.
Israel greift den Iran an: weitere wirtschaftliche Folgen
Die Eskalation im Nahen Osten wirkt sich nicht nur auf den Spritpreis aus. Deutsche Reedereien fürchten etwa um die Sicherheit der Handelsschifffahrt. Auch der Luftverkehr in der Region ist eingeschränkt. Israel hatte in der Nacht einen Großangriff auf iranische Städte und Atomanlagen begonnen. Die Angriffe trafen Ziele in der Hauptstadt Teheran, aber auch im Westen des Landes. Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei drohte mit Vergeltung.
Mit Informationen von dpa und Reuters.
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