Die deutschen Gasspeicher sind aktuell deutlich schwächer befüllt als in den vergangenen Jahren und auch weniger voll, als das in unseren Nachbarländern der Fall ist. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine entsprechende Anfrage der Grünen hervor, die dem ARD-Hauptstadtstudio vorliegt.
Zum Stichtag 11. August waren es demnach 65 Prozent – nach mehr als 90 Prozent in den Jahren 2023 und 2024.
Michael Kellner (Grüne) spricht von „Warnsignal“
So mancher mag sich dabei an die Angst vor einer „Gasmangellage“ zu Beginn des Ukraine-Krieges im Jahr 2022 erinnern. Damals hatte man befürchtet, das Gas könnte im Winter nicht reichen, nachdem die Lieferungen aus Russland gestoppt worden waren. Gereicht hatte es am Ende aber doch, auch, weil Bürger und Unternehmen sich bemüht hatten, Gas zu sparen.
Was den kommenden Winter angeht, zeigt sich nun der energiepolitische Sprecher der Grünen, Michael Kellner, besorgt. Er wolle keine Panik schüren, so Kellner. Die aktuell geringen Füllstände seien für ihn aber ein „Warnsignal“. Deshalb fordert er die Bundesregierung auf, für höhere Speicherstände zu sorgen und sich mit den Unternehmen der Gasbranche kurzzuschließen.
Wirtschaftsministerium verweist auf Flüssiggas-Terminals
Aus Sicht des Bundeswirtschaftsministeriums und auch der Bundesnetzagentur ist die aktuelle Lage aber nicht mit derjenigen von 2022 vergleichbar. Beide verweisen auf die Flüssiggasterminals, die man mittlerweile an der deutschen Küste geschaffen hat. Darüber könne man jederzeit auch kurzfristig Erdgas beziehen. Relativ gesehen hätten deshalb die Gasspeicher „an Attraktivität verloren“.
Vor diesem Hintergrund habe man auch die gesetzlichen Vorgaben gelockert, was die Füllstände der Gasspeicher angeht. Und auch eine Alarmstufe für die Gasversorgung, wie sie 2022 verhängt worden war, gebe es inzwischen nicht mehr.
Verifox: Gaspreise fast doppelt so hoch wie im Sommer 2021
Dass die Gasversorgung für den kommenden Winter gesichert ist, davon zeigt sich auch die Lobby-Organisation „Zukunft Gas“ überzeugt, in der etliche Energie-Versorger zusammengeschlossen sind. Geschäftsführer Timm Kehler betonte, die Speicher seien bereits jetzt „vernünftig gefüllt“. Außerdem habe Deutschland seine Verbindungen zu den westlichen Nachbarn Belgien, Niederlande und Frankreich weiter ausgebaut, sodass im Fall des Falles die europäische Solidarität greifen würde.
Als einen Grund, warum sich viele Versorger bislang weniger eingedeckt haben als in den Vorjahren, nennt Kehler die aktuell hohen Preise auf dem Gasmarkt. Laut dem Vergleichsportal Verivox liegen sie gerade doppelt so hoch wie im Sommer 2021 – also vor dem russischen Angriff auf die Ukraine.