Im Jahr 2024 wurden laut Kriminalstatistik in Deutschland rund 405.000 Ladendiebstähle polizeilich erfasst. Die Zahl ist damit gegenüber dem Vorjahr gesunken, um 4,9 Prozent bei den einfachen Diebstählen und bei den schweren Fällen sogar um 6,8 Prozent.
Polizei und Handel sehen die Lage aber weiterhin kritisch, weil es insgesamt immer noch deutlich mehr Fälle sind als vor der Corona-Pandemie. Dass es weniger Anzeigen gab, könnte laut Bundesinnenministerium an einer besseren Überwachung der Geschäfte mit mehr Personal und einer aufwändigeren Sicherheitstechnik liegen.
Handel meldet Rekordschäden durch Diebe
Das EHI Retail Institute führte wie bereits seit mehreren Jahren eine Studie bei rund 100 Handelsunternehmen durch, die insgesamt 17.400 Filialen haben und damit einen guten Querschnitt liefern. Von den gesamten Schäden, die dem Handel durch Kundschaft, Mitarbeitende, Lieferanten und Fehler wie falsch ausgezeichnete Preise entstehen, machen die Ladendiebstähle etwa 60 Prozent aus. Hochgerechnet sind das knapp drei Milliarden von insgesamt fast fünf Milliarden Euro Gesamtschaden. Der Wert des Diebesguts soll 2024 noch einmal um 4,6 Prozent zugenommen haben.
Verluste durch kriminelle Mitarbeiter und Streit mit Lieferanten
Erstaunlich ist, dass den Einzelhändlern allein durch Mitarbeitende und Servicekräfte, die sich am eigenen Sortiment offenbar kräftig bedienten, schon fast 900 Millionen Euro durch die Lappen gingen. Daneben gab es oft Streitigkeiten zwischen Händlern und Lieferanten, ob und wann welche Ware zu welchen Preisen bereitgestellt und abgerechnet wurden.
Ärger mit SB-Kassen und falschen Preisen
Dabei werden in Filialen auch Fehler gemacht – etwa beim Auszeichnen der Preise. So wird häufig vergessen nach vorübergehenden Rabatten die Aktionsware entweder herauszunehmen oder wieder zum alten Preis zu verkaufen.
Ein weiterer Grund, warum die Abrechnung am Ende oft nicht stimmt, liegt in der Umstellung auf Selbstbedienungskassen. Beim Einscannen der Preise machen Kunden und Kundinnen öfter falsche Eingaben. Das passiert manchmal ohne Absicht und kann auch zum Vorteil der Geschäfte sein.
Ein Drittel der Ladendiebstähle soll auf gewerbsmäßige Banden zurückgehen oder auf professionellere Einzeltäter, die gezielt beauftragt werden, etwas Bestimmtes zu besorgen.
Stehlen, was man sich sonst nicht (mehr) leisten kann?
Die Experten des EHI halten es für möglich, dass die hohe Zahl an Diebstählen teilweise auf die stark gestiegenen Verbraucherpreise zurückgehen, gerade bei Lebensmitteln oder anderen Gütern des täglichen Bedarfs. Es gebe immer mehr Leute, die sich bestimmte Produkte nicht mehr leisten könnten oder wollten, heißt es in der Studie.
Ein Ladendiebstahl könne theoretisch auch eine Geste des Protests darstellen – gegen starke Preisanhebungen, wie sie bei einigen Produkten in letzter Zeit häufiger vorgekommen seien, meint man beim EHI. Die zunehmende Altersarmut mag damit auch einen Hinweis liefern, warum ältere Menschen seit mehreren Jahren häufiger zu Ladendieben werden. Es gebe sogar ganze Familien, von denen sich alle Mitglieder beim Ladendiebstahl erwischen ließen, berichtet das Institut.
Hausverbot und Bußgeld sind häufigste Sanktionen
Die häufigsten Folgen sind ein Bußgeld, das dem Ladenbetreiber zu zahlen ist, und ein Hausverbot. Damit einverstanden erklärt sich jeder, der die Eingangstür des Geschäfts passiert. Zur Anzeige bei der Polizei werden dagegen längst nicht alle Ladendiebstähle gebracht. Dabei geht es eher um Wiederholungstäter oder andere besonders schwerwiegende Fälle.