Es ist ein europaweites Projekt, dessen deutscher Forschungsstandort ins Oberallgäu kommt – und das damit Fördergelder in Millionenhöhe in die Region bringt: Das EU-Projekt „Groundwork“ möchte ausgelaugte Böden regenerieren und nachhaltige Landwirtschaft fördern.
„Living Lab“: Neue Methoden direkt auf dem Feld testen
Für „Groundwork“ wollen 15 landwirtschaftliche Betriebe aus dem Oberallgäu mit Wissenschaftlern zusammenarbeiten, etwa von der Uni Augsburg und der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Sie werden zusammen ein sogenanntes „Living Lab“ bilden, einen „Experimentierraum“, wie Landwirtin und Projekt-Initiatorin Christine Bajohr es nennt, „wo wir vor Ort auf dem Feld neue Methoden und Praktiken testen und voneinander lernen“.
Auswirkungen des Klimawandels seit 20 Jahren spürbar
Von diesen Laboratorien gibt es fünf Stück in ganz Europa, von Schweden bis Portugal und eben auch im Oberallgäu. Denn dort seien die Auswirkungen des Klimawandels seit rund 20 Jahren spürbar, berichtet Bajohr: Der Boden habe entweder zu viel oder zu wenig Wasser. Am meisten Probleme mache der schnelle Temperaturanstieg. Im Winter gebe es selten Frost oder eine Schneedecke. Daran müssten sich die Bauern anpassen. „Unser Ziel ist es, unsere Betriebe in puncto Boden- und Pflanzenbestand klimaresilient und krisenfest zu machen“, so Bajohr.
In Weitnau findet dazu nun eine erste Veranstaltung statt, die sich an Interessenten aus Landwirtschaft und Lokalpolitik, aber auch an Naturschützer und Vereine richtet.
Wie Klimaänderungen die Landwirtschaft herausfordern
Laut Bayerischem Landesamt für Umwelt (LfU) ist die Landwirtschaft in erheblicher Weise von Klimaänderungen betroffen. Sie müsse sich auf längere Vegetationszeiten, aber auch auf Veränderungen der Nährstoffverfügbarkeit, neue Krankheiten und Schädlinge einstellen.
Die Ertragssicherheit werde durch die Zunahme von extremen Witterungen gefährdet. Hitze, Kälte (Spätfröste), Nässe und Trockenheit können zu erheblichen Ernteausfällen führen.
Die milderen Winter begünstigen zudem Pflanzenkrankheiten und Schädlinge. Eine Zunahme der von Insekten übertragenen Krankheitserreger sei heute schon erkennbar, zum Beispiel die Blauzungenkrankheit. Bei der Tierhaltung könne mit zunehmender Hitze auch die Leistung von Nutztieren sinken. Die Forschung sei daher gefordert, Systeme zu entwickeln, die möglichst flexibel reagieren können.

