Der riesige Braukonzern AB InBev möchte mehr Geld für sein Bier – unter anderem Beck’s, Corona und die in München gebrauten Marken Franziskaner und Löwenbräu. Edeka spricht von einer „drastischen Preiserhöhung von mehreren Millionen Euro“. Diese sei durch Kostensteigerungen in der Produktion nicht erklärbar. Edeka Südbayern bezeichnet sie gegenüber BR24 als „reine Spekulation“. Daher habe sich die Kette entschieden, weniger Biersorten des Brauereikonzerns AB InBev in ihren Läden anzubieten.
Leere Supermarktregale in bayerischen Edekas?
Für die Kunden gibt der Pressesprecher von Edeka Südbayern, Christian Strauß, zunächst Entwarnung: Es gebe noch genügend Ware auf Lager und die genannten Marken würden weiterhin in den Märkten zu finden sein, demnächst aber wohl in geringerer Menge. Die Gespräche würden weiterhin laufen und man strebe eine Einigung an. Dabei wolle sich die Supermarktkette dafür einsetzen, dass die Kundinnen und Kunden nicht unnötig belastet würden. Wobei zuletzt auch andere große Bierhersteller, wie Veltins oder Krombacher, ihre Preise angehoben hatten.
Bierstreit bei Edeka: Wer sitzt am längeren Hebel?
Edeka ist derzeit der mächtigste Lebensmittelhändler in Deutschland. Für den Brauereikonzern AB InBev hat es also durchaus Konsequenzen, wenn die Edeka-Märkte ihre Biersorten in geringerem Ausmaß ins Regal stellen. Generell weist der Handelsexperte Professor Carsten Kortum von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg darauf hin, dass sich das Machtverhältnis deutlich zugunsten des Handels verschoben hat.
Einzelne Händler könnten bei manchen Herstellern 30 bis 40 Prozent des Absatzes ausmachen. AB InBev verliere durch Edekas Entscheidung Reichweite in Tausenden Märkten und sogenannte „Regalmetermacht“. Auf der anderen Seite sei der weltweit agierende Brauereikonzern sehr breit aufgestellt, was wiederum den Schaden für das Unternehmen abdämpfe. AB InBev gilt als größter Braukonzern der Welt.
Lebensmittelhandel: Preiskonflikte sind keine Seltenheit
Die Erfahrungen aus anderen Preiskonflikten würden ein typisches Muster zeigen, erklärt Kortum: Kurzfristig eskaliere der Händler, in diesem Fall also Edeka, um Druck aufzubauen. Der Handelsexperte spricht vom „üblichen Säbelrasseln“. Mittelfristig ende der Konflikt fast immer mit einem Kompromiss. Sonst würden beide Seiten als Verlierer dastehen.
In einem Streit zwischen Edeka und dem US-Lebensmittelkonzern Mars einigten sich die beiden Parteien beispielsweise nach rund eineinhalb Jahren. So lange konnten Kundinnen und Kunden verschiedene Schokoriegel, wie Mars und Twix, Reis von Ben’s Original und bekannte Tiernahrungsmarken zumindest bei Edeka nicht mehr kaufen.
Laut einer Studie der Forschungsgruppe g/d/p erfuhren die meisten Kundinnen und Kunden davon über die Medien. Nur ein Viertel hatte es im Markt selbst wahrgenommen. Damals profitierten vor allem Edeka-Eigenmarkungen von dem Wegfall der Mars-Produkte. 43 Prozent der Einkäuferinnen und Einkäufer ersetzten die fehlenden Produkte mit Eigenmarken des Supermarkts. Letztendlich konnte Edeka im Streit mit Mars offenbar zumindest einen Teil seiner Forderungen durchsetzen.
Tendenziell sitzen die großen Supermarktketten laut Kortum am längeren Hebel. Allerdings gibt es auch sehr starke Marken – wie Coca-Cola, Nutella oder Beck’s –, die kaum zu ersetzen seien.
Bierstreit bei Edeka: Chance für kleinere, bayerische Brauereien?
Gerade beim Bierkauf ist die Bindung an bestimmte Marken stark. Das Forschungsunternehmen CGA zeigt in einer Studie von 2023, dass jeder dritte Biertrinker immer zur selben Marke greife. Wenn eine so hohe Bindung an das Produkt besteht, kann ein Preisstreit, wie aktuell bei Edeka, auch dazu führen, dass sich Kundinnen und Kunden einen neuen Laden suchen und nicht bereit sind, beispielsweise auf eine andere Biermarke auszuweichen.
Allerdings zeigt die CGA-Studie auch, dass etwa die Hälfte der Befragten lokale Biere bevorzuge. Kortum sieht damit durchaus eine Chance für kleinere, bayerische Brauereien, die Lücken in den Edeka-Regalen zu füllen. Allerdings nur, wenn diese schnell und professionell agierten.
Ganz einfach sei ein solcher Schritt für kleinere Brauereien nicht – sie bräuchten Logistik, Marketing und Konditionsbereitschaft, die zu den Anforderungen eines bundesweiten Lebensmitteleinzelhändlers wie Edeka passt. Das sei für sehr regionale Betriebe oft eine hohe Hürde und kaum realisierbar. Zudem könne es sein, dass Edeka die Lücken zunächst mit anderen bekannteren Marken füllt und bestehende Partnerschaften stärkt.

