In Deutschland scheint das Usutu-Virus, das von Stechmücken übertragen wird, wieder sehr aktiv zu sein. Singvögel, vor allem Amseln, infizieren sich in Deutschland mit dem Virus und verenden. Für die Wissenschaft ist es wichtig, die Ausbreitung des Virus beobachten, dokumentieren und wissenschaftlich auswerten zu können. Dabei ist sie auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen.
Was soll ich tun, wenn ich eine tote Amsel finde?
Für Deutschland ist der zentrale Ansprechpartner das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) (externer Link) in Hamburg. Dorthin kann man tote Vögel schicken, die dann auf das Virus hin untersucht werden. Was man dabei beachten muss, erfahren Sie auf der Webseite des Instituts (externer Link). Täglich treffen aus dem gesamten Bundesgebiet zahlreiche Päckchen mit verendeten Vögeln ein – rund 200 Einsendungen bisher. Das sind rund doppelt so viele wie im gesamten Jahr zuvor. Noch konnten nicht alle Tiere untersucht werden, aber rund 25 Prozent der bereits getesteten Vögel waren mit dem Virus infiziert.
Auch dem Naturschutzbund NABU (externer Link) kann man via Formular (externer Link) Informationen zu verendeten Vögeln samt Fotos zusenden. Auch hier sind es bis jetzt doppelt so viele Fälle wie im gesamten Jahr 2023. So wurden bislang 1.806 tote und 1.060 kranke Vögel gemeldet. Der NABU-Vogelschutz-Referent Marco Sommerfeld geht davon aus, dass diese Zahlen erst der Anfang sind und sie weiter deutlich ansteigen werden.
Was ist das Usutu-Virus und wo kommt es her?
Vor 50 Jahren haben Wissenschaftler erstmals das Usutu-Virus isoliert. Bestimmt wurde es in Stechmücken aus Südafrika. 2010 wurde es in Deutschland nachgewiesen. Seitdem kam es in einigen Jahren immer wieder zu einem Massensterben. Das Usutu-Virus kommt ursprünglich aus Afrika, benannt wurde es nach dem Usutu-Fluss im Königreich Eswatini. Es ist mit dem Japanischen Enzephalitis- und dem West-Nil-Virus verwandt und wird von Stechmücken übertragen. Darum tritt es nur im Sommerhalbjahr auf.
Wie verbreitet sich das Usutu-Virus?
Wildvögel sind der natürliche Wirt für das Usutu-Virus. Hierzulande sind vor allem Amseln betroffen, aber auch Bartkäuze, Blaumeisen, Haussperlinge, Kohlmeisen, Singdrosseln und Kleiber.
Welche Symptome zeigen erkrankte Vögel?
Bei den meisten Erkrankungen zeigen die Vögel überhaupt keine Symptome. Doch Amseln und Bartkäuze scheinen besonders empfindlich zu sein, was das Usutu-Virus betrifft. Zu Beginn der Infektion wird das Gefieder im Bereich des Kopfes und Halses struppig. Oft verfärbt es sich an diesen Stellen auch weiß, manchmal fällt es dort ganz aus.
Schreitet die Erkrankung fort, führt das Usutu-Virus zu Störungen im zentralen Nervensystem, die Vögel beginnen zu taumeln oder verdrehen unnatürlich den Kopf. Sie werden apathisch, sitzen beispielsweise ungeschützt mitten auf einer Wiese. Innerhalb von wenigen Tagen verenden die Vögel.
Ist das Usutu-Virus auch für den Menschen gefährlich?
Der Mensch ist grundsätzlich kein natürlicher Wirt für das Virus. Dennoch kann es über Stechmücken theoretisch auf den menschlichen Organismus übertragen werden. Das ist aber nur für Menschen gefährlich, deren Immunsystem geschwächt ist. Bislang sind nur wenige Erkrankungen bei Menschen bekannt geworden. Sie bekommen beispielsweise Hautausschläge oder Symptome wie Fieber oder Kopfschmerzen. An toten oder erkrankten Vögeln kann man sich nicht anstecken, dennoch ist es nicht ratsam, Vogelkadaver mit bloßen Händen anzufassen.
Welche Rolle spielt der Klimawandel?
Grundsätzlich ist das Usutu-Virus, beziehungsweise die Stechmücke, die es überträgt, auf warmes Klima angewiesen: „Die Klimakrise begünstigt sowohl das Virus selbst als auch die Entwicklung der Stechmücken, die es übertragen, sagt Stefanie Bernhardt vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) (externer Link). Auch andere tropische Krankheiten, die durch Stechmücken übertragen werden, finden sich in den letzten Jahren häufiger auch in Deutschland, wie zum Beispiel das West-Nil-Virus.
Bayern weniger stark vom Usutu-Virus betroffen
„In Bayern erreichen den LBV aktuell vermehrt Anfragen von Menschen, die sich um offensichtlich kranke Amseln sorgen. Bislang ist der Freistaat jedoch weniger stark betroffen als die weiter nördlich gelegenen Bundesländer. Die meisten Fälle werden derzeit in Niedersachsen verzeichnet. Das Usutu-Virus betrifft hauptsächlich Amseln, ist aber nicht bestandsgefährdend. Wir gehen davon aus, dass mit dem Aufbau einer individuellen Immunität in der Population wieder eine Bestandserholung einsetzt“, sagt Bernhardt.