Bauarbeiten brachten sie zu Tage: eine bisher unbekannte und versunkene Burganlage aus dem Mittelalter. Archäologen in Niederbayern haben sie bei Ausgrabungen entdeckt. Das wurde am heutigen Dienstag bei einer Pressekonferenz in Hohenthann im Landkreis Landshut bekannt gegeben.
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Archäologische Funde deuten auf einen herrschaftlichen Haushalt
Die Reste der Burganlage liegen mitten im Ortskern von Hohenthann im Landkreis Landshut – unter dem Gelände des heutigen Schlosses und der großen Brauerei. Bei Bauarbeiten entdeckten Archäologen Reste aus der bislang unbekannten Burganlage. Auf die Frage, wie groß die Burg ungefähr war, sagt Kreisarchäologe Thomas Richter im BR-Interview: „Das können wir nicht sagen. Wir haben ja nicht unter dem heutigen Schloss gegraben. Wir können die Burg auch nur indirekt nachweisen.“ Und zwar über Funde, die eindeutig für einen herrschaftlichen Haushalt sprechen. Geborgen wurden Reste eines für die damalige Zeit sehr seltenen Glas-Trinkgefäßes sowie hochwertige Ofenkacheln und Keramik, die heute präsentiert wurden.
Burg wurde wohl um 1500 durch Feuer zerstört
Die bislang unbekannte Burganlage wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit durch ein massives Feuer während des Landshuter Erbfolgekrieges in den Jahren 1504 und 1505 völlig zerstört. „Der Landshuter Erbfolgekrieg hat im Gebiet des heutigen Landkreises Landshut zu ganz erheblichen Zerstörungen geführt“, sagt Richter. Vor allem zu Beginn des Erbfolgekriegs seien in der Gegend ganze Dörfer und Landstriche verwüstet und niedergebrannt worden. Aufgrund der Befunde sei klar, dass es ein massives Feuer auf dem Gelände gegeben hat, das die bislang unbekannte Burg zerstört hat.
Geschichte Hohenthanns wird neu geschrieben
„Für mich ist das sehr spannend und auch sehr erfreulich, dass wir hier Geschichte neu entdecken“, sagt Landshuts Landrat Peter Dreier (FW) bei der Präsentation der neuesten Erkenntnisse. Dreier ist selbst gebürtiger Hohenthanner und lebt bis heute dort. „Wir sind bisher immer davon ausgegangen, dass es in Hohenthann zwei Schlösser gegeben hat. Das jetzige und den Vorgängerbau, von dem es einen Wening-Stich gibt. Jetzt durch diese Funde wissen wir, dass es bereits davor einen Vorgängerbau – nämlich eine Burganlage – gegeben hat. Hier wird die Geschichte neu geschrieben.“
Fund war ein „Schock“ für Schlossbesitzer
Für Schlossbesitzer Johannes Rauchenecker waren die archäologischen Funde zunächst einmal ein „Schock“, wie er im BR-Interview unumwunden zugibt. Der Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes für die Brauerei musste gestoppt werden, der Zeitplan war in Gefahr. Allerdings sei die Zusammenarbeit mit dem Landkreis und der Kreisarchäologie sehr gut gewesen, sagt der Schlossbesitzer rückblickend. Die Archäologie habe sehr schnell die Befunde gesichert, so dass es nur eine kurze Verzögerung auf der Baustelle gegeben habe. Und dafür weiß der Schlossherr jetzt auch, dass unter dem Gebäude Reste einer über 500 Jahre alten Burgruine schlummern und die Geschichte von Hohenthann ein neues Kapitel bekommt.