Wie lange halten aktuelle Elektroauto-Modelle im Winter durch? Für einen Test hat der ADAC in seinem Testlabor in Penzing eine winterliche Autobahnfahrt bei null Grad von München nach Berlin simuliert, eine Strecke von 584 Kilometern. Dabei kam heraus: Die Reichweite der Autos ist im Vergleich zu älteren Modellen gestiegen, doch das hat seinen Preis.
Teure Luxusautos sind Testsieger
Die Elektromobilität wird erwachsen, wenn auch langsamer als wohl von vielen erwartet. Das zeigt der Langstreckentest. Getestet wurden Elektroautos von 25 Marken mit einer angegebenen Reichweite von mindestens 500 Kilometern. Testsieger wurde das Luxusmodell EQS 450+ von Mercedes-Benz. Es schaffte die Strecke sogar ohne Ladepause. Allerdings dürften sich die wenigsten dieses Auto leisten können – mit einem Listenpreis jenseits der 100.000-Euro-Marke (109.550 Euro).
Ähnliches gilt für die beiden nachfolgenden Gewinner des Tests, einen Porsche Taycan und einen Lucid Air, die beide bei null Grad über 500 Kilometer weit kamen. Der Taycan liegt jedoch ebenfalls bei mehr als 100.000 Euro (107.225 Euro), der Lucid Air kommt sogar auf einen Listenpreis von knapp 130.000 Euro.
Bezahlbare Elektroautos auf hinteren Rängen
Auf den nächsten Rängen wird es zumindest ein wenig interessanter. Der VW ID.7 und der Tesla Model 3 schafften jeweils mehr als 400 Kilometer, und zwar 436 bzw. 423 Kilometer, bei Einstiegspreisen von 58.895 bzw. 44.990 Euro. Sie böten eine gute Reichweite bei niedrigem Verbrauch und könnten auch bei niedrigen Temperaturen auf der Langstrecke überzeugen, so das Fazit des ADAC.
Das günstigste Auto in diesem Test ist ein Toyota bZ4X TWD für rund 43.000 Euro, der allerdings auch nur 233 Kilometer weit kam. Da kann man dann kaum noch von „Langstreckentauglichkeit“ sprechen. Nur ein paar hundert Euro teurer ist laut Listenpreis der Kia EV3 81,4, der dafür mehr als hundert Kilometer weiter kommt, und zwar laut dem Test 350 Kilometer.
Herstellerangaben weichen deutlich von Realwerten ab
Der Test hat aber auch bestätigt, dass die angegebenen Reichweiten der Hersteller nach wie vor sehr optimistisch sind, gerade auch im Winter. Sie weichen bei diesem Test von der realen Reichweite auf der Autobahnfahrt bei null Grad zwischen 21 und 54 Prozent ab. Die geringste Abweichung gab es hier beim Nio ET5 LR mit 21 Prozent, den größten Unterschied beim Toyota bZ4X TWD mit 54 Prozent.
Der ADAC hat die Hersteller aufgefordert, die Reichweiten von Elektroautos nicht nur nach dem vorgeschriebenen WLTP-Zyklus anzugeben, sondern auch unter realistischeren Bedingungen, um Kunden bei ihrer Kaufentscheidung zu helfen.
Wem die jetzigen Reichweiten noch nicht genügen oder die Testsieger zu teuer sind, für den kann es sich lohnen, auf neue Modelle zu warten, die demnächst auf den Markt kommen. So verspricht BMW bei seiner sogenannten „Neuen Klasse“ 30 Prozent mehr Reichweite und 30 Prozent schnelleres Laden.
Tipps fürs sparsamere Fahren mit dem E-Auto
Um die Reichweite eines Elektroautos zu erhöhen, können Autofahrer aber auch einiges selbst tun. So sollte man – wenn möglich – bei niedrigen Temperaturen bereits vor der Abfahrt das Auto am Stromnetz vorheizen. Dann geht das nicht zu Lasten der Batterie. Zudem empfiehlt es sich, die Heizung bei Bedarf auf Umluft zu stellen, so wird der Innenraum schneller warm.
Gezielt heizen kann man auch, indem man Sitz- oder Lenkradheizungen nutzt. Zudem sollte man wissen, dass sich bei einer kalten Batterie die Ladedauer erhöht, also muss entsprechend mehr Zeit eingeplant werden. Apropos Zeitmanagement: Man sollte im Winter nie versuchen, die Reichweite auszureizen, sondern lieber eine ausreichende Reserve bis zum nächsten Ladepunkt einplanen. Frühere Tests des ADAC haben darüber hinaus gezeigt, dass der Verbrauch auf kurzen Strecken sogar noch höher ist. Das gilt allerdings auch für Verbrenner.