Dass der Effekt so gering ist, erklärt sich auch dadurch, dass vor allem Menschen im Niedriglohnsektor von einer Erhöhung des Mindestlohns profitierten, die oft in Teilzeit oder in Mini-Jobs arbeiteten. Wenn deren Löhne deutlich steigen, erhöht sich dadurch insgesamt die Lohnsumme kaum. Deshalb hat der Mindestlohn nur verhältnismäßig geringe Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftlichen Arbeitskosten, sagt WSI-Experte Malte Lübker.
Im April 2024 waren von den insgesamt 45,8 Millionen Beschäftigten in Deutschland laut Statistischen Bundesamt knapp 1,44 Millionen im Mindestlohnbereich beschäftigt mit einem Stundenlohn zwischen 12,36 bis 12,45 Euro. Davon waren fast zwei Drittel Mini-Jobber (930.000 Beschäftigte), die durchschnittlich sieben Stunden pro Woche arbeiteten.
Steigen jetzt in Bayern die Lebensmittelpreise?
Am ehesten dürfte eine Anhebung des Mindestlohns dort zu spüren sein, wo die Materialkosten gering und der Arbeitsaufwand hoch sind. Die Referentin für den Obst- und Gartenbau des Bayerischen Bauernverbands (BBV), Lisa-Maria Puschak, sagt auf BR24-Anfrage, dass mit jeder Anhebung des Mindestlohns auch die Endpreise für „arbeitsintensive Kulturen“ steigen werden.
Vor allem das, was mit der Hand geerntet werden müsse, werde sich verteuern. Um wie viel genau die Preise für Erdbeeren, Himbeeren, Kirschen, Spargel oder Gurken sich verteuern, hänge neben jeweiligen Produktionsverfahren auch von Betriebsstrukturen ab und lasse sich daher nicht im Detail sagen.
Verbraucher könnten also durchaus tiefer in die Tasche greifen müssen, für bestimmte regionale Produkte. Wenn aber Verbraucher dazu nicht bereit seien, könnten bayerische Obst- und Gemüsebauern zur Aufgabe gezwungen sein. Höhere Mindestlöhne seien also auch gefährlich für die Versorgung mit regionalen Produkten, heißt es aus dem BBV.
Was könnte sonst noch teurer werden?
Natürlich dürften Waren und Dienstleistungen vor allem dort teurer werden, wo häufig Mindestlohn bezahlt wird. Die Hans-Böckler-Stiftung hat entsprechend schon 2021 eine Liste der 50 Berufsfelder und Branchen erstellt, in denen mit steigenden Preisen zu rechnen ist [externer Link]. Das sind unter anderem: die Gastronomie, der Einzelhandel oder auch das Friseurhandwerk. In Bayern könnte sich also ein Restaurantbesuch, die Frühstückssemmel oder auch der neue Haarschnitt durch die Anhebung der Lohnuntergrenze verteuern.