Die Lage ist angespannt, Brose sei in einer kritischen Situation, sagt der neue Brose-Geschäftsführer Stefan Krug im Gespräch mit BR24. Derzeit prüfe das Unternehmen sehr intensiv die Personalsituation. In welchen Abteilungen die bereits angekündigten 950 Stellenstreichungen bis Ende 2025 vorgenommen werden, sei Teil der Überprüfung. Allerdings könnten noch weitere Arbeitsplätze betroffen sein: „Ob die Zahl der genannten 950 Stellen im Zeitalter von sinkender, stagnierender Märkte dauerhaft haltbar ist oder steigen kann, ist noch nicht abzusehen“, so Krug.
Keine Standortsicherheit
Es gehe um die Überprüfung von Personalabbau an allen Brose-Standorten, aber gerade in Hochlohnländern wie Deutschland. Seit Oktober sitzt Stefan Krug auf dem Posten des CEO, seit fast 30 Jahren ist der 60-jährige Coburger bei Brose beschäftigt. Er hat Höhen und Tiefen des Familienunternehmens miterlebt, doch aktuell befindet sich Brose sicher im Krisenmodus. Das wird auch deutlich, als Krug davon spricht, dass er derzeit keinerlei Standortsicherung abgeben könne. Dazu seien die Prognosen und Aussichten zu unklar und zu schwankend.
Forderungen an Politik
Der Verkauf von Neufahrzeugen ist in den vergangenen Monaten drastisch gesunken. Krug fordert deshalb auch klare Ansagen und Lösungen der Politik, beispielsweise was das Aus für Verbrennermotoren ab 2035 angehe. „Das muss vom Tisch“, sagt Krug. Das Klimaziel sei eindeutig, aber der Weg dahin müsse mit mehr Technologieoffenheit verfolgt werden. Genau das sei auch die Stärke der deutschen Automobilindustrie. Zudem brauche es verlässliche Ziele, was Bürokratieabbau und kalkulierbare Energiekosten angehe.
Autobranche wichtigster Wirtschaftsfaktor
Rund 10.000 Menschen stehen direkt und indirekt in Stadt und Landkreis Coburg in Lohn und Brot bei Automobilzulieferern. Die Branche sei der wichtigste Wirtschaftsfaktor der Stadt Coburg, sagt Wirtschaftsförderer Stefan Horn. Auch die HUK-Coburg als größter Arbeitgeber der Stadt hänge als Kfz-Versicherer in der Wertschöpfungskette der Automobilindustrie. Die Wirtschaftsförderer von Stadt und Landkreis Coburg seien ständig im Austausch, so Horn. Ziel sei es, die besten Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu schaffen. Direkt eingreifen in die Geschicke der Unternehmen könne die öffentliche Hand freilich nicht.
Angespannte Stimmung bei Mitarbeitern
Viele Automobilzulieferer in Oberfranken haben bereits zum Instrument der Kurzarbeit gegriffen. Nicole Ehrsam von der IG Metall Coburg spricht von Verunsicherung und Angst bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Branche. Die Gewerkschaft fordert die Politik auf, die Wirtschaft zu unterstützen. Auch das Instrument der Kurzarbeit müsse wieder für einen Zeitraum von mehr als einem Jahr möglich sein. Zwar sei gerade bei Brose zuletzt wieder von Entlassungen und Einsparungen die Rede, konkret habe sie von weiteren Plänen oder Kurzarbeit beim Coburger Automobilzulieferer allerdings noch nichts gehört.
In Bayern hat Brose Standorte am Hauptsitz Coburg, aber auch in Bamberg, Würzburg, Ingolstadt und München.