Die Absatzzahlen des Ingolstädter Autobauers Audi sind um zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen. Der Wettbewerb mit China ist hart. Laut Unternehmen machen zusätzlich hohe Steuern und Energiekosten Audi zu schaffen. Seit längerem brodelt die Gerüchteküche, wie es mit Audi weitergehen wird. Nun macht die IG Metall auf die Krise aufmerksam.
Flugblattaktion vor den Werkstoren in Ingolstadt
Mit einer Flugblattaktion vor den Werkstoren von Audi in Ingolstadt macht die IG Metall seit dem frühen Dienstagmorgen auf ihre Sorgen aufmerksam. Gewarnt wird vor einem massiven Stellenabbau und Streichungen bei den Personalleistungen.
Die Absatz- und Gewinnzahlen des Unternehmens sind stark rückläufig. Daher warnt die Gewerkschaft nun vor einem weiteren Stellenabbau, der über den bereits erfolgten (von insgesamt 9.500 Stellen in den vergangenen Jahren in Deutschland) hinausgehen soll. Konkrete Zahlen nennt die IGM bislang nicht.
Informierte Kreise sprechen von 8.000 bis 9.000 Arbeitsplätzen in Deutschland, davon in Ingolstadt wohl um die 5.000. Aktuell arbeiten bei Audi in Ingolstadt knapp 40.000 Menschen. Vor einigen Jahren waren es noch über 45.000.
Gespräche Audi und Betriebsrat laufen
Audi bestätigte diese Zahlen nicht. Ein Unternehmenssprecher teilte auf BR-Anfrage mit: „Wir bestätigen weder den in den Medien spekulierten Stellenabbau noch die genannten Zahlen.“ Der Audi-Vorstand und der Betriebsrat seien in vertrauensvollen und geordneten Gesprächen im Sinne des Unternehmens und der Audi-Beschäftigten: „Wir halten an dem vereinbarten Grundsatz fest, diese Diskussionen intern zu führen.“
„Wirtschaftliches Umfeld weiter verschärft“
Nach Informationen der Gewerkschaft plant das Unternehmen auch die Streichung der Erfolgsbeteiligung der Audianer. Von Unternehmensseite heißt es dazu, dass die Erfolgsbeteiligung an den Unternehmensgewinn geknüpft sei und daher erst bei der Jahres-Pressekonferenz im März kommuniziert werde. Aktuell führt die Unternehmensleitung Gespräche mit dem Betriebsrat über die Frage, wie die angespannte wirtschaftliche Lage bei Audi stabilisiert werden kann und welchen Beitrag hier die Mitarbeiter leisten werden.
Das Unternehmen teilte mit, dass sich das wirtschaftliche Umfeld weiter verschärft habe und das auch Audi betreffe. Speziell nennt Audi die hohen Energiekosten und Steuern, wie den harten Wettbewerb mit China: „Um trotz dieser massiven Herausforderungen in Zukunft weiterhin wirtschaftlich erfolgreich zu sein, will sich Audi effizienter aufstellen und an Schnelligkeit gewinnen“, so ein Sprecher. Derzeit laufe beispielsweise die Neuausrichtung der technischen Entwicklung.
Starker Rückgang bei den Absatzzahlen
Wie tief Audi in der Krise steckt, verdeutlichen die rückläufigen Produktionszahlen. Danach lieferte die VW-Tochter im vergangenen Jahr weltweit rund 1,7 Millionen Fahrzeuge aus. Das sind fast zwölf Prozent weniger als im Vorjahr 2023. Auch am Standort Ingolstadt hat Audi im vergangenen Jahr noch einmal deutlich weniger produziert. Gründe dafür seien laut Audi die herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, das intensive Wettbewerbsumfeld sowie eine eingeschränkte Teileverfügbarkeit.
Wie oft es zu Produktionsausfällen kam und wie viele Autos in Ingolstadt produziert wurden, dazu nennt das Unternehmen keine Zahlen. Insider gehen von weit unter 300.000 Autos aus. In Spitzenzeiten liefen am Stammsitz in Ingolstadt schon 50 Prozent mehr Audis vom Band. Audi produziert am Standort Ingolstadt aktuell im Dreischichtbetrieb. Auf einer Montagelinie werden die vollelektrischen Modelle Audi A6 e-tron und Audi Q6 e-tron gefertigt. Auf einer Montagelinie die Verbrennermodelle A3 und Q2.
Sparpaket wie bei Volkswagen?
Unter den Beschäftigten in Ingolstadt geht die Angst um, dass das Sparpaket der Volkswagen AG zur Blaupause für Audi werden könnte. In Wolfsburg hatte sich die Volkswagen AG – mit ihren Marken Volkswagen Pkw, Volkswagen Nutzfahrzeuge und Group Components – mit dem Betriebsrat kurz vor Weihnachten im Tarifstreit verständigt. Die Vereinbarung „Zukunft Volkswagen“ bringt den Mitarbeitern zwar eine Jobgarantie bis Ende 2030. Gleichzeitig will Volkswagen nach eigenen Angaben in diesem Zeitraum mehr als 35.000 Stellen sozialverträglich abbauen. Einig wurden sich VW und die IG Metall auch, dass es bis 2027 keine Entgelterhöhungen geben soll. Das bisher gezahlte, erhöhte Urlaubsgeld entfällt.