Als Indie-Filme bezeichnet man in den USA Filme, die außerhalb der großen Studios wie Paramount, Universal oder Warner Bros. etc. realisiert werden. Auch in Deutschland, wo alles freilich eine Nummer kleiner ist, gibt es das Phänomen. Gerade in Bayern sind in letzter Zeit immer wieder Filmen entstanden, die ohne die Unterstützung von Sendern und Förderanstalten gedreht wurden und vor allem bei einem regionalen Publikum oft sehr gut ankamen: der bayerische Horrorthriller „Hundswut“ von Daniel Alvarenga letztes Jahr zum Beispiel. Oder vor ein paar Jahren schon die Regensburger Low-Budget-Produktion „Sharkula“. Am 16. Januar kommt nun ein weiterer solcher unabhängiger Film in die Kinos – wieder aus der Oberpfalz: „Hundslinger Hochzeit“.
Hochzeit und Todesfall
Die Komödie beginnt mit der Beerdigung von Dorfwirtin Rosi, an der Franzi ihrem Langzeit-Lover Sepp einen Heiratsantrag macht und dem Pfarrer am offenen Grab vor lauter Wehmut das Wasser im Mund zusammenläuft, wegen der spektakulären Dampfnudeln der Verblichenen. So hingebungsvoll huldigen freilich längst nicht mehr alle im fiktiven Oberpfälzer Örtchen Hundsling den Kochkünsten der Verblichenen. Denn Rosis Wirtshaus mit seiner traditionellen Schnitzel- und Schweinsbraten-Speisekarte hat schon eine Weile mit Konkurrenz zu kämpfen, einem modernen Restaurant, eröffnet von der Berlinerin Peggy mit deren Sohn Antonio, der „Casa Toni“, wo es Cocktails gibt und vegetarische Köstlichkeiten.
Skurriler Wirtshaus-Wettstreit
Witwer Xaver möchte nach dem Tod seiner Frau zusperren, Tochter Lenerl dagegen die elterliche Gaststube übernehmen und das Ruder wieder rumreißen. Im Streit der beiden Wirtshäuser, der daraufhin entbrennt, wird bald mit harten Bandagen gekämpft. Lenerl mixt heimlich Abführmittel in die Drinks im „Toni’s“. Bei der Feier zur Wiedereröffnung vom „Rosi’s“ wiederum wird von unbekannter Hand die Stromleitung gekappt. Derweil gängelt auch noch die insgeheim in Peggy verknallte Bürgermeisterin Traudel das Lenerl mit unerfüllbaren Brandschutzauflagen. Und die Dorfpolizistin ermittelt, ob Rosi womöglich ermordet wurde.
Christina Baumer: Allrounderin am Filmset
„Hundslinger Hochzeit“ ist ein Herzensprojekt von Christina Baumer, die selbst aus Tirschenreuth stammt – also aus dem Landkreis, wo gedreht wurde – und die hier als Regisseurin, Drehbuchautorin, Produzentin und Hauptdarstellerin in Personalunion firmiert. Ihr Film ist eine Hommage an die Oberpfalz in Gestalt eines schrägen Heimatfilms. Oder vielmehr: Es ist der Versuch, so eine schrullige Komödie zu schaffen, in der sich sogar die verstorbene Rosi immer wieder aus dem Jenseits beim Lenerl zu Wort meldet.
Dialekt-Komödie mit Schwächen
Für Christina Baumer steht das im Wirtshaus-Clinch liegende Dorf für unsere gespaltene Gesellschaft. Aber eigentlich wird hier lediglich ein bissl getrascht und gerauft, letztlich tragen alle das Herz am rechten Fleck. Von Hass und Hetze, wie sie unsere Gegenwart vergiften, ist in dieser im Grunde heilen Welt nichts zu spüren.
Es wird erfreulich viel Oberpfälzisch gesprochen in diesem Film – wann hat man das schon im Kino? Was allerdings den skurrilen Humor angeht, so bleibt es bei unerfüllter Ambition. Das Figurenarsenal – vom knorrigen Wirtswitwer Xaver bis zur vertrottelten Bürgermeisterin – stammt aus dem Klischeebaukasten für die Konstruktion eines von liebenswert-verschrobenen Charakteren bevölkerten Dorfkosmos.