Terror „spannend“ erzählen?
Dabei stand Binder vor der schwierigen Aufgabe, ein Drehbuch zu schreiben, das die historischen Ereignisse ungeschönt zeigt und zugleich die Anspannung der damaligen Situation in Filmspannung übersetzt. Es sei, so Binder, auch Tim Fehlbaums Ansatz gewesen, eine Art „Pageturner“ zur Grundlage des Films zu machen. Nicht als simplen Krimi, sondern mit der Idee, dem tatsächlichen Geschehen möglichst nahe zu kommen. Man sollte „permanent umblättern wollen, um zu wissen, wie es weiter geht“, so die Erzählidee.
Für sein erstes Kino-Script, das in den Bavaria Studios in Geiselgasteig verfilmt wurde, hat Moritz Binder sich in seiner Schreibstube am Münchner Großmarkt tief in die Recherche vergraben. Er liebt es, sich so weitreichenden Einblick in den Stoff wie möglich zu verschaffen. Die Abläufe jenes verhängnisvollen 5. September, an dem ein palästinensisches Terror-Kommando israelische Olympia-Teilnehmer als Geiseln nahm und elf Menschen ermordete, zeigt der Film auch deshalb so präzise und nah an der Wirklichkeit, weil er Originalmaterial einbezieht. Davon könne man sich gar nicht weit entfernen, so Moritz Binder.
Dieses Originalmaterial, also die Fernsehaufnahmen des US-Senders „ABC“ von 1972 am Olympischen Dorf, ist durch das Drehbuch und den kongenialen Schnitt perfekt in das eineinhalbstündige spannende Kammerspiel des Films eingefügt. Für Amerika hat das Paramount Filmstudio gleich nach der Premiere in Venedig die Rechte am Film erworben und boxt ihn nun mit Marketing und Sondervorstellungen Richtung Oscars.
Ein Goldjunge …
Und zur Show der Oscars hat Moritz Binder eine ganz besondere Verbindung: „Ich hab früher schon immer geschaut“, erzählt er. Schon in der Schulzeit, als es noch keine Smartphones und keinen Stream gab: „Ich hatte mit meinem Deutschlehrer die Vereinbarung: Ich darf wach bleiben und gucken und später verkünden, wer’s gekriegt hat und durfte dann bisschen Nickerchen machen.“
Das wird am 2. März nun anders sein, wenn Moritz Binder mit seiner Frau bei den Oscars im Saal sitzt. Den Smoking hat er schon, die Familie zu Hause drückt die Daumen, und ab 6.00 Uhr morgens gibt es Weißwürste. Und wenn es wirklich klappen sollte mit einem Oscar fürs beste Drehbuch? „Dann hoffe ich, dass ich nicht in Ohnmacht falle – das wäre eine Möglichkeit. Und als zweites hoffe ich, dass der Tim“ – gemeint ist Regisseur Tim Fehlbaum – „schneller wieder Worte findet als ich und ich mich quasi an seine Rede dranhängen kann und sagen: ‚Das, was er sagt, sag ich auch‘!“
… und ein rothaariger Kobold
Sollte es mit dem Oscar aber nicht funktionieren – auch das wäre kein Problem: Moritz Binder hat schon den nächsten Großauftrag in der Pipeline: die Kinoadaption der legendären „Pumuckl“-Serie durch Marcus H. Rosenmüller. Darauf freut Moritz Binder sind ganz besonders, schließlich ist er ein bekennender Pumuckl-Fan. Und sagt von sich, er habe auch damals schon zum großen Erfolg des kleinen Kobolds beigetragen: „Meine Oma hatte nämlich so einen Kasten auf dem Fernseher, mit dem die Quote gemessen wurde, und ich hab da immer Pumuckl geschaut.“ Alle Folgen und alle Schallplatten hat er – klar, dass er nun auch dabei sein wollte, den Kobold neu ins Kino zu bringen.