Vincent Weigl sitzt im Wohnzimmer seiner Eltern in Haibach im Landkreis Aschaffenburg. Um ihn herum Kisten mit Klebebändern, hitzebeständigen Matten, Schläuchen und Kabeln. Neben ihm liegt ein schwarz-roter Anzug, wie er im Kartsport verwendet wird. Damit läuft er die Wände hoch. „Ich bin riesiger Fan von den Spiderman-Filmen und ich hab mir gedacht, es muss doch mit all der Technologie da draußen eine Möglichkeit geben, das umzusetzen, wie Spiderman die Wände hochklettert.“
Ausgetüftelte Technik
Im Kronberg Gymnasium in Aschaffenburg schmeißt sich der Neuntklässler in Montur. Vincent bringt an jedem Arm und Bein eine Konstruktion aus Vakuumpumpen, Drucksensoren, Mikrocomputern und Saugnäpfen an. Sobald ein Saugnapf beim Klettern Kontakt zur Oberfläche hat, aktiviert ein Knopfdruck die Vakuumpumpe. Der Unterdruck lässt ihn dann gleichsam an der Wand kleben.
Spezialanzug Marke Eigenbau
Seit einem Jahr tüftelt Vinny, wie seine Eltern ihn nennen, nun schon an seinem Spezialanzug. Sein erster Saugnapf war eine umfunktionierte Brotdose, abgedichtet mit einer Schwimmnudel. Doch die hat nur zehn Kilogramm Gewicht gehalten. Der 15-Jährige besserte nach – erhöhte den Unterdruck der Pumpen, dichtete die Saugnäpfe besser ab. Sein aktuell erfolgreiches Modell hat eine ovale Form und ist etwa 30 Zentimeter lang. Mit einer Dichtung, wie sie Handwerker mit Vakuumsaughebern benutzen, beim Fliesenlegen etwa.
Testläufe im elterlichen Wohnzimmer
Je einen Saugnapf schnallt sich der 15-Jährige bei seinen Wandläufen an Arme und Beine. Seine Mutter lacht, ihr Sohn sei schon immer gerne geklettert. Das Chaos im Wohnzimmer nimmt sie gelassen. Manuela Weigl und ihr Mann Christoph sind stolz, dass ihr Sohn nun im Bundesfinale von Jugend forscht steht, das vom 29. Mai bis zum 1. Juni 2025 in Hamburg stattfindet: „Auch die Begeisterung, herauszufinden, wie etwas funktioniert ohne gleich aufzugeben und das finde ich einfach ganz wichtig.“
Ziel: Start-up gründen
Seinen Spezialanzug hat sich Vinny bereits patentieren lassen. Denn in einem Jahr möchte er ein Start-up gründen. Industriekletterer, Fensterputzer, vielleicht sogar die Bergwacht könnten den Anzug gut gebrauchen. „Und natürlich im Freizeitsport – weil es einfach cool ist, so zu klettern“, meint er und hängt unter der Decke.